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BlueSummerNight 22.08.15 Berlin - Gastbeitrag von Christian mit Fotos von Torsten Meyer
BlueSummerNight 22.08.15 Berlin - Gastbeitrag von Christian mit Fotos von Torsten Meyer
in Konzertberichte 2019 und älter 31.08.2015 21:10von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Diesen Bericht hat uns freundlicherweise Christian Reder(www.deutsche-mugge.de) zur Verfügung gestellt. Die Fotos dazu sind von Torsten Meyer. Ganz herzlichen Dank dafür!
BlueSummerNight am 22. August 2015 in Berlin am Borken Strand
Zum bereits elften Mal fand in diesem Jahr die BlueSummerNight in Berlin statt. Seit ein paar Jahren wird dieses Festival auf dem Gelände der "Surf- und Segelschule Müggelsee" am Borken Strand veranstaltet. Organisiert wird das Ganze von Henning Protzmann, den man als Gründer der Gruppe KARAT und als deren langjährigen Manager nach wie vor in guter Erinnerung behalten hat. Er brachte die Band in den 70ern und 80ern an die Spitze der Hitparaden, und zwar "hier wie nebenan", veredelte danach längere Zeit den Sound der Gruppe LIFT und war mit seiner Band JAZZIN' THE BLUES u.a. als musikalische Begleitung für Manfred Krug unterwegs. In mühevoller Kleinarbeit und mit Hilfe von vielen teils ehrenamtlich tätigen Freunden, stellt er jedes Jahr dieses Festival aufs Neue an den Start. Finanzielle Hilfe bekommt er dabei u.a. von einem Autohaus in Erkner, tatkräftige und technische Hilfe von Andy Krause vom MusicPoint Berlin, der für die Bühne und die Technik sorgt. Viele kleine Rädchen greifen ineinander und sorgen so für Kontinuität im Bereich Kultur. Für dieses Jahr hatte Henning neben zwei Bands auch ein "selbstgebasteltes" Highlight im Gepäck, nämlich seine frisch und neu formierte Kapelle PANTA RHEI.
Wer die zuletzt bei uns veröffentlichten Beiträge incl. dem Interview mit Henning verfolgt hat, weiß natürlich, was es mit PANTA RHEI auf sich hat. Die schon etwas älteren Fans erst recht. Gut 40 Jahre nach der Auflösung der damals von Kritikern hochgelobten Jazzrock-Band hat Henning sie mehr oder weniger jetzt wieder reaktiviert. Er selbst betont bei jeder Gelegenheit, dass es vermessen wäre, von einem "Comeback" der Band von einst zu sprechen. Einige der damals wichtigen Stützen wie z.B. Herbert Dreilich, Udo Jacob und Frank Hille leben immerhin schon nicht mehr. Trotzdem, er möchte musikalisch zurück zu den Wurzeln und an die guten alten Zeiten mit der Jazzrock-Band PANTA RHEI anknüpfen. Er möchte außerdem an die Musik dieser Band erinnern, sie ins heute übertragen und den Leuten auf ganz hohem Niveau - so wie damals auch - präsentieren. Und wenn man sich die Besetzung von HENNING PROTZMANNS PANTA RHEI anschaut, wird das mit dem "hohen Niveau" sofort deutlich. Hier hat der Bandchef, der hier selbst als Bassist und Sänger (!!!) in Erscheinung tritt, nichts dem Zufall überlassen. Als erstes sei hier sein langjähriger Bühnenpartner Matthias Hessel erwähnt, den er mit ins "neue Boot" geholt hat und der hier die Tasteninstrumente spielt. Am Schlagzeug sitzt Ronny Dehn, ein Trommler, der mit seinem erstklassigen und druckvollen Spiel ein gefragter Mann ist, trommelt er immerhin u.a. auch bei SILLY, East Blues Experience und Jürgen Kerth. An der Gitarre findet man Michael Lehrmann, lange Jahre bei der Gruppe REFORM, später bei Vroni Fischer und bei Stern Meißen. Unnötig zu erwähnen, was dieser Mann an den sechs Saiten zu zaubern vermag. Für den größten Teil der Arbeit am Mikrophon ist die aus der Tschechischen Republik stammende und in Berlin studierende Martina Barta zuständig. Sie ist hier in Berlin-Rahnsdorf beim BlueSummerNight keine Unbekannte, war sie in den Jahren davor doch schon ein paar Mal als Solistin mit dabei. Inzwischen tritt die junge Frau in die Fußspuren von Herbert Dreilich und Veronika Fischer und ist anno 2015 die Sängerin von PANTA RHEI. Mit ihren zarten 25 Jahren war sie damals noch gar nicht in Planung, als PANTA RHEI das erste Mal für Furore sorgte. Überhaupt: Fast alle Titel, die die Band im Programm hat, entstanden lange vor ihrer Geburt. Das heißt aber nicht, dass sie dazu keinen Zugang findet. Ganz im Gegenteil! Doch dazu später mehr. Für die Mugge am Samstagabend wurde die Besetzung im Vergleich zum ersten Konzert in Königs Wusterhausen noch um einen Bläser-Satz erweitert. In die Trompete pustet bei PANTA RHEI der Ukrainer Semjon Barlas. Mit seinem Spiel unterstützte der Musiker inzwischen schon bekannte Künstler wie z.B. Placido Domingo, Nina Hagen, Die Ärzte, BossHoss, Johannes Heesters, Knorkator oder The Butlers. Am Saxophon ist Stefan Schätzke zu erleben, den man sonst u.a. bei Andrej Hermlin hören kann. Den Posaunist Lars Juling kennt man vom Babelsberger Filmorchester. Alle drei sind sehr gefragte Studio- und Livemusiker und es ist wirklich nicht verwunderlich, dass Henning mächtig stolz darauf ist, sie in seiner Band zu wissen.
Der Beginn des Konzertabends war für 19:00 Uhr angesetzt, der Einlass fand eine Stunde vorher statt. Innerhalb von 60 Minuten hatte sich der Platz am Borken Strand mit Menschen gefüllt. Am Nebentisch zahlreiche Freunde der Musiker, darunter viele bekannte Gesichter aus der Szene. Die Wartezeit bis zum Beginn wurde mit zum Anlass passender (!) Musik aus der Konserve versüßt. Den Ablauf des Abends bekam das Publikum von einer Stimme aus dem Hintergrund über die Lautsprecher mitgeteilt. Zum eigens für diese Festivalreihe noch von Thomas Kurzhals (+ 2014) produzierten Jingle wurde das Publikum außerdem gebeten, eng zusammen zu rücken, da die Nachfrage nach Karten für das Festival ziemlich groß war. Die Besucherzahlen übertrafen alle Erwartungen, allen voran denen von Henning. Die Neugier auf seine neue/alte Band schien enorm groß zu sein und die Spannung war schon weit vor dem Start des Konzerts zu spüren. Doch bevor Henning und seine Band an die Reihe kommen sollten, spielte die Gruppe THE SWINGIN' POPS als erstes ihr Programm.
Die Gruppe besteht aus fünf Musikern, die sich an der Musikschule Berlin getroffen haben. Zur Besetzung gehören Sänger Marcus Gartschock, Gitarrist Florian von Frieling, Bassist David Roloff, Klarinettist und Saxophonist Christoph Klan und Schlagzeuger Jonathan Gradmann. Die Band beschreibt ihre Musik selbst als salonfähigen Swing, der auf moderne Popmusik trifft. Das ist etwas irreführend, denn mit Popmusik hat ihre Musik wirklich nichts zu tun. Vielmehr nehmen die Musiker Charthits und Rockklassiker her, um sie in ein neues musikalisches Gewandt zu kleiden, nämlich in Jazz und Swing. Zuerst betraten nur vier der "swingenden Popper" die Bühne. Den Sänger ließen sie erst mal noch draußen. Nat King Coles "Call The Police" wurde im Viererverbund und im Satzgesang vorgetragen. Das folgende "Anotherone Bites The Dust" von QUEEN wurde dann in voller Besetzung und dann auch mit dem etatmäßigen Sänger präsentiert. Es gibt Songs, die kann ich eigentlich nicht mehr hören. Sie sind über die Jahre überall zu oft gespielt und einfach überstrapaziert worden. Davon hatten THE SWINGIN' POPS allerhand in ihrem Programm eingebaut. Der eben erwähnte QUEEN-Klassiker gehört ebenso dazu, wie "I Can't Dance" von GENESIS, "Maniac" von Michael Sembello, "Faith" von George Michael oder dieses extrem nervende "Crazy in Love" von Beyoncé. All das und noch einige Nervtöter mehr standen auf dem samstäglichen Speiseplan. Grund genug, den Platz zu verlassen und sich bis zur nächsten Band am Bier- oder Würstchenstand rumzudrücken. Ich blieb aber sitzen und lauschte der Berliner Formation bei ihrem Vortrag. Die ersten beiden Songs hatten mich nicht nur neugierig gemacht, sondern deren Darbietung auch wirklich begeistert. Es war schon komisch, dass man zu keinem der Titel ruhig sitzen bleiben konnte, auch wenn einem die Originale aus dem Radio tierisch auf die Nerven gehen. THE SWINGIN' POPS haben aus jedem der von ihnen neu interpretierten Vorlagen eine eigene Version gemacht, die ganz neue Facetten der Lieder freilegten. Manche Titel erkannte man erst über den Text oder den Refrain wieder. Florian von Frieling mit seinem Spiel auf der Jazz-Gitarre, David Roloffs Wirken an E- und Kontra-Bass, und das Klarinetten- oder (je nach Bedarf) Saxophon-Spiel von Christoph Klan, der sich zwischendurch sogar Szenenapplaus einfing, ließen völlig neue Lieder entstehen, die einem nicht nur am Ohr zogen, sondern auch dezent ans Tanzbein fassten. Eine nicht gerade leichte Aufgabe, so unterschiedliche Lieder gesanglich umzusetzen, hat Sänger Marcus Gartschock inne. Auch er machte positiv auf sich aufmerksam, brachte er - mit nur zwei Ausnahmen - wirklich jeden Titel perfekt über die Rampe. Die SWINGIN' POPS stellten Elton Johns "I'm Still Standing" neben Elvis' "Return To Sender", und Coldplays Ballade "Fix You" neben Bruno Mars' "Count On Me". Und egal welche Nummer sie da gerade in ein Swing- oder Jazz-Korsett steckten ... es kam an! All die sonst so (inzwischen) nervenden Lieder machten im Stil der SWINGIN' POPS richtig viel Spaß und gute Laune und es war nach etwas mehr als 60 Minuten und 12 gespielten Liedern wirklich schade, dass ihre Zeit auf der Bühne schon vorbei war. Für Zugaben gab es keinen Platz, denn für den nächsten Programmpunkt gab es keinen Aufschub ...
Zu einem Instrumentalstück von Hubert von Goisern (nein, er war selbst nicht da, der Song kam aus der Konserve) wurde das Publikum nun Augenzeuge des wohl spektakulärsten Naturschauspiels der Region, nämlich dem Sonnenuntergang am Müggelsee. Es waren nur wenige Schritte direkt ans Wasser des Müggelsees, und von dort aus genossen sehr viele Besucher am Strand oder auf den Bootsstegen dieses von der Natur inszenierte Spektakel. In Verbindung mit dieser perfekt dazu ausgewählten Musik stellten sich einem bei dem Anblick die Nackenhärchen auf! Nachdem der rötlich-gelbe Ball in Zeitlupe irgendwo im Westen, weit hinter Berlin, in den Schacht gefallen war, und sich das Publikum langsam wieder auf seine Plätze begab, war die nächste Band auf der Bühne schon mit dem Umbau beschäftigt. Nun war auch die Stimme in persona zu sehen, die vorher immer die Ansagen aus dem Hintergrund machte, denn Moderator Gert Thomas Härtl führte während des Umbaus ein Interview mit Henning auf der Bühne. Natürlich wurden die üblichen Fragen gestellt, die die Leute interessieren. Wie kam es dazu, dass es PANTA RHEI wieder gibt? Warum sind Vroni und Ed nicht dabei? Wird es eine neue Platte geben? All dies beantwortete Henning leicht nervös. Ihm war die Spannung vor dem Konzert anzumerken und bei seinen Antworten auch herauszuhören. Eigentlich hätte er schon jetzt viel lieber zum Bass als zum Moderatoren-Mikro gegriffen. Doch er machte einen guten Job, stellte seine Band vor, erklärte u.a., dass Ed Swillms nicht auf seine Kontaktaufnahmeversuche reagiert hätte ("Er muss wohl inzwischen woanders wohnen und eine neue Telefonnummer haben") und verfiel ins Schwärmen für die neue Sängerin Martina Barta, die zwar auf der Bühne noch nicht zu sehen war, durch seine Erzählungen aber schon wärmstens angepriesen wurde. Dann wurde sie von Henning aber auf die Bühne geholt, denn die Fragen zu ihrer Person wollte er nicht beantworten, sondern es der Sängerin selbst überlassen sich vorzustellen. Dann war es genug der vielen Worte. Nicht nur das Publikum wollte nun lieber Musik und weniger gesprochene Worte hören ...
Um 20:20 Uhr begann das zweite Konzert der Gruppe PANTA RHEI, und das erste mit Einsatz von Bläsern. Ein paar Wochen zuvor trat die Band in der Quintett-Besetzung bei einem Konzert in Königs-Wusterhausen auf. Heute kamen die eingangs schon vorgestellten Bläser dazu, so wie das damals in den 70ern auch war. Mit "What I Say" legte das Ensemble mächtig los und mir stellte sich erstmals die Frage, wo diese zierliche und sehr dünne Frau diese bombastische Stimme herholt. Barta trug den im Original von Ray Charles stammenden Blues-Klassiker in einer unglaublich intensiven Art und Weise vor. Von der Bühne kam ein enormer Druck und ein Beat, der gleich in alle Glieder schoss. Semjon Barlas an der Trompete nutzte dann auch gleich die erste Gelegenheit für einen Ausflug in den vorderen Bereich der Bühne, um ein kleines Solo zu flöten. Das Konzert von PANTA RHEI war noch keine fünf Minuten alt und das Publikum war eingefangen (incl. meiner Person). Neben der Bühne fand sich inzwischen auch eine kleine Gruppe von Leuten, die ihrem Drang nach Bewegung freien Lauf ließen und sich der Musik tanzender Weise hingaben. Durch das folgende "Them Changes", im Original von Buddy Miles, bei dem Michael Lehrmann erstmals ein kleines Solo auf seiner Sechssaiter einwarf, wurde dies noch weiter angefeuert. Überhaupt ... in jedem Song hatten die einzelnen Musiker immer wieder Gelegenheit, ihr Können auf dem Instrument zu zeigen. Besonders fiel dabei Matthias Hessel an den Tasten auf. Immerhin sitzt er auf dem Stuhl, wo einst Ed Swillms saß und die Fans in Schwung und Leidenschaft versetzte. Immer wieder setzte er mit flinken Fingern zu neuen Einlagen an, schien teilweise sogar in Improvisationen auszubrechen, und gab dem Ganzen den gewissen Schuss Würze. Auch für ihn gab es sogar mitten in den Songs Applaus. Ein einziges Epizentrum der Spielfreude ließ sich am Samstagabend bei PANTA RHEI allerdings nicht ausmachen. Es waren vielmehr acht Glutnester, die immer wieder abwechselnd und manchmal auch zusammen aufflammten und es einem heiß werden ließ. Nach drei Kompositionen international erfolgreicher Songs aus dem Bereich Blues und Soul wurde es Zeit für die erste eigene Nummer. Zwar hat Henning nicht direkt an der Entstehung des Liedes "Auf den Meeren" von KARAT mitgewirkt, denn die Komposition ist von Ed Swillms und der Text von Kurt Demmler, aber in den 70ern (auf Platte) und den Jahren danach (live bei Konzerten) war es sein filigranes Spiel auf den vier Saiten, das sich einem beim Genuss dieser Nummer tief in die Magengegend und als bleibende Erinnerung ins Gedächtnis grub. Und von diesem Zauber ist in all den Jahren, in denen er das Stück nicht mehr spielte, nichts verloren gegangen. Im Duett mit Martina Barta sang er den KARAT-Song, und die musikalische Umsetzung auf der Bühne mit Soli von Michael Lehrmann und Matthias Hessel tat ihr Übriges dazu, dass mir die Kinnlade runter klappte und ich ein weiteres Mal innerhalb von nur kurzer Zeit mehr als nur beeindruckt war. Die besondere Würze bekommt der im Original von Herbert Dreilich gesungene Titel übrigens durch den Vokal-Part Martina Bartas. Die junge Sängerin hat einen unüberhörbaren tschechischen Akzent, den ich persönlich sehr sympathisch finde und der der neu interpretierten Nummer gut zu Gesicht steht. War man auch hier wieder einmal sprachlos, mit welchem Stimmvolumen und welcher Kraft Martina Barta zu Werke ging, setzte sie mit den folgenden PANTA RHEI-Songs "Blues" (1973) und "Stunden" (1974) noch eins oben drauf. Die Musik scheint ihr während des Konzerts quasi durch den Körper zu laufen. Von oben nach unten, oder umgekehrt ... sie nimmt sie auf und lebt sie auf der Bühne. Keine Sekunde steht sie still, bewegt sich im Rhythmus der Musik, lässt ihren Gefühlen so offenbar freien Lauf und fördert dabei eine Stimme zu Tage, bei der man echt nur staunend in der Gegend stehen kann.
Zwischen den Liedern plauderten Henning und Martina kurzweilig über alles Mögliche, in erster Linie aber immer über das jeweilige Stück, das wir im Anschluss hören sollten. Henning würdigte so z.B. den österreichischen Musiker Joe Zawinul, um dann ein kleines Medley mit Songs aus seiner Feder anzustimmen. Auch erzählte er die Geschichte, wie es zu dem von ihm etwas heiter betexteten Blues-Titel "Besser als gar nichts" (übrigens auch von Henning selbst gesungen) gekommen ist, der im Original "I'm Busted" heißt und eigentlich einen gar nicht so heiteren Inhalt hat. Martina überzeugte trotz ihrem schon erwähnten Akzent mit Ansagen in fließendem Deutsch (kleine Wortfindungs-Probleme mal außen vorgelassen) und einer gehörigen Prise Humor und Witz. So machte sie das Konzertpublikum auf die "Vampire" aufmerksam, die sie hinter der Bühne entdeckt hatte. Einige "Ledermäuse" zogen in der inzwischen eingetretenen Dunkelheit ihre Bahnen, und ihnen sagt man ja nach, sie seien Blutsauger. "Also besser nicht hinter die Bühne gehen", merkte sie an. Auch aus der Tatsache, dass sie eben erst 25 Jahre alt ist, entwickelte sich im Verlauf des Konzerts ein Running Gag zwischen ihr und Henning. Henning moderierte einen Song an und sie warf ein, dass sie auch beim Erscheinen dieses Songs noch nicht auf der Welt war. Das kam bei ihr so locker und humorvoll rüber, dass es sich über einen Bericht nur schwer wiedergeben lässt. Sehr schön empfand ich ihre Ansage zum Elton John Hit "Sorry Seems To Be The Hardest Word", bei der sie extra für dieses Konzert aus der Tschechischen Republik angereiste Freunde und Familien-Mitglieder begrüßte und das sie ihrer im Publikum sitzenden Mutter widmete.
Panta Rhei hatte gut 100 Minuten Zeit, beim BlueSummerNight Festival das neue Bühnenprogramm vorzustellen. Diese 100 Minuten vergingen wie im Fluge und ehe man sich versah, stimmte die Kapelle von Herrn Protzmann bereits einen Titel an, der damals vor über 40 Jahren schon jedes Konzert beendete: "Finis". Heute klingt der Song anders als früher, wie auch die anderen PANTA RHEI-Titel, die sich im heutigen Programm befinden. Das bleibt auch gar nicht aus, denn die Band ist eine komplett andere und die Technik hat sich natürlich auch weiterentwickelt. Aber die Tatsache, dass dort in Berlin acht Musiker auf der Bühne standen und allein durch die Bläser-Sektion ein zusätzlicher Druck entwickelt wurde, lässt die Musik von PANTA RHEI im Jahre 2015 in einem neuen aber mehr als nur ansprechenden Sound erklingen. Da machte auch "Finis" keine Ausnahme. Die Verabschiedung übernahm die Frau des Tages selbst. Martina Barta hat mich von der ersten bis zur letzten Minute nicht nur mit ihrer Stimme überzeugt, sondern zu einem Fan ihrer Sangeskünste gemacht. Diese Leistung, diese Bühnenpräsenz und diese Lockerheit in allem, was sie dort macht, macht sie zu einer ganz großen Künstlerin. Sie merkte an, wie "geil" sie es finden würde, wenn man sich im nächsten Jahr in Berlin-Rahnsdorf zur 12. BlueSummerNight wiedersehen würde und schickte nochmals die Warnung und den Rat hinterher, gut vor den "Ledermäusen" aufzupassen. Was die Band am Ende erntete, war ein großer Applaus und Zugabe-Rufe. Obwohl keine Zugabe vorbereitet und alle derzeit geprobten Songs gespielt waren, blieb das Oktett für einen zusätzlichen Titel auf der Bühne. Henning erklärte, dass der nun folgende Song eine Premiere sei. Man habe ihn erst ein paar Mal geprobt und sei noch nicht so sicher, was das Spielen des Stücks angehe. "Einer geht noch" ist der Name des Liedes, das - wie Henning es beschrieb - eine Art Gospel-Walzer sei. Nach dem vorher schon gehörten "Cold Duck" griff Martina beim letzten Lied nochmals zum Waldhorn und wir bekamen eine kurze Version des noch ganz neuen Titels zu hören.
PANTA RHEI hat sich das Motto, "Musik soll Spaß machen, das Zuhören auch!", auf die Fahnen geschrieben, und das ist nicht nur so daher gesagt! Es hatten tatsächlich alle Spaß! Die Musiker auf der Bühne, und die Leute davor. Die Band wirkt wie ein gut eingestelltes Uhrwerk. Man hat nie das Gefühl, dass dort Abläufe einstudiert oder ewig lang geprobt sind. Die Gemeinschaft erlaubt musikalische Ausflüge einzelner Musiker, die ganz offensichtlich genauso spontan sind, wie sie rüberkommen. In diese Gemeinschaft aus Instrumenten hinein wird der Part der Sängerin gewebt. Hier fließt wirklich alles, nämlich ineinander und aufeinander zu. Die vielen Kleinigkeiten, die man am Samstagabend erleben konnte, kann man in einem Bericht einfach nicht einfangen. Es gab so viele kleine und große Soli, und ebenso viele kleine und große Momente, von denen hier nur eine kleine Auswahl wiedergegeben wurde. Mit Henning steht ein 69-jähriger Musiker auf der Bühne, dem man sein Alter weder abseits noch auf der Bühne ansieht. Wo andere Rosen züchten, ihr Boot zu Wasser lassen oder Briefmarken sammeln, gründet er nochmal eine Band. Fängt quasi noch einmal von vorne an. Und wie viel Bock er auf PANTA RHEI und das Musizieren hat, konnte man den ganzen Abend in seinem Gesicht und an seinem Spiel auf dem Bass ablesen. Immer wieder nahm er Kontakt zum Publikum auf, erzählte kurze Geschichten und bedankte sich für diese tolle Möglichkeit, gerade mit diesen von ihm ausgewählten Musikern einen musikalischen Traum in Erfüllung gehen lassen zu können. Und diese Dankbarkeit glaubt man ihm ebenso, wie seine Lust auf die Musik. In der eben erwähnten Gemeinschaft der Musiker ist er schon sowas wie der wichtigste Baustein, gehört er (und das ganz sicher nicht nur meiner Meinung nach) zu den besten Bassisten, die die deutsche Musikszene hat.
Neben der Bühne erlebte man anschließend die pure Freude über ein gelungene Konzert. Überall Gratulanten, die Henning und auch seinen Musikern auf die Schulter klopften und ihre Begeisterung über das eben Erlebte zum Ausdruck brachten. Musikerkollegen, Freunde und Konzertbesucher lieferten dem vor dem Beginn des Festivals total aufgeregten Bandgründer direktes Feedback. Bei Henning fielen hörbar mehrere große Steine vom Herzen. Die Aufregung wich Stück für Stück einer entspannten Zufriedenheit. Auf der Bühne hatte inzwischen schon die dritte und für den Tag letzte Band ihren Dienst angetreten.
Die BERLIN ROCK'N ROLLERS spielten bis 23:00 Uhr eine Mischung aus Rock'n Roll und Rockabilly. Mit von der Partie bei dieser Band ist übrigens Roberto Schumann, der Sohn des legendären Theo Schumann. Hier spielt er Gitarre und bringt ordentlich Schwung in die Reihen. Mit fünf musizierenden Herren und einer Dame als Sängerin füllte das Ensemble bereits wenige Minuten nach Beginn ihrer Mugge den Platz vor der Bühne mit tanzenden Menschen. Dort und auch zwischen den Tischreihen tanzten die Leute in Massen. Es war kaum noch möglich, einen Fuß vor den anderen zu bekommen. Das Konzertpublikum konnte sich richtig austoben und nahm diese Möglichkeit auch dankend an.
Um 23:00 Uhr war wegen des angrenzenden Schutzgebietes mit der Musik Schluss. Das Fest aber noch lange nicht. Viele Leute nutzten diese herrliche Sommernacht noch für Gespräche in geselliger Runde. Das Team von Deutsche Mugge machte sich allerdings schon vor dem Anbruch des neuen Tages vom Gelände und wertete den Abend auf der Fahrt zum Hotel bereits ansatzweise aus. Für ein Konzert von PANTA RHEI würde ich mich sofort wieder auf eine lange Reise begeben. Die Band ist es wert. Auch THE SWINGIN' POPS haben Spuren hinterlassen. Insgesamt war die BlueSummerNight 2015 ein großartiges Erlebnis. Allein das Ambiente, mit der großen Wiese, den an Land "geparkten" Segelbooten, dem direkt vor einem liegenden See und dem Strand nebenan, bilden einen außergewöhnliche Rahmen für ein Festival dieser Art. Neben der Musik auch noch so einen Sonnenuntergang dazu zu bekommen, bildet die Kirsche auf der Torte!
Fotos THE SWINGIN' POPS
RE: BlueSummerNight 22.08.15 Berlin - Gastbeitrag von Christian mit Fotos von Torsten Meyer
in Konzertberichte 2019 und älter 31.08.2015 21:29von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Fotos BERLIN ROCK'N ROLLERS
Noch einmal DANKE an Christian Reder und Torsten Meyer von www.deutsche-mugge.de für diese schönen Einblicke in Wort und Bild.
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