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DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 18.07.15 Neugersdorf
DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 18.07.15 Neugersdorf
in Konzertberichte 2019 und älter 19.07.2015 15:27von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Fast 3,5 Stunden spielten DIE OSSIS mit CARIE VAN HEDENs Unterstützung gestern in den Abendstunden bei schönstem Wetter am Pavillon Neugersdorf. Das Pavillon ist eine Gaststätte in unmittelbarer Nähe zum Neugersdorfer Freibad(Volksbad). Unmittelbar vor dem Gelände befindet sich übrigens eine der 3 Spreequellen. Es war ein schöner Abend, der musikalisch auch hielt, was er mir versprach. Das war auch nicht so schwer, denn ich gehe seit fast 10 Jahren auf Konzerte der OSSIS und wurde noch nie enttäuscht. In Neugersdorf stimmte das Drumherum auch. Eine Bühne mit ordentlichen Sound, Licht und einer dreigeteilten Videowand im Hintergrund (auf der die Mugge optisch sehr effektvoll untermalt) sorgte für beste Bedingungen. Auch die Versorgung war mehr als ausreichend gesichert. Die Mugge war für die Besucher gratis und sie war außerordentlich gut besucht und das von Leuten aller Altersstufen.
Am Anfang war noch eine gewisse Distanz zwischen Band und Publikum. Das lag aber auch an den aufgestellten Biertischgarnituren an denen sich die Leute niederließen. Direkt vor der Bühne war anfangs auch alles frei. Doch die Mugge nahm irgendwann richtig Fahrt auf und vor der Bühne tanzten zeitweise mehr als 20 Paare. Auch auf den Sitz- und Stehplätzen etwas weiter hinten zeigten die Leute ihre Begeisterung deutlich. Sie klatschten, pfiffen und sangen auch viele Lieder mit.
Hier sind zunächst ein paar Fotos.
Gruß Kundi
RE: DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 18.07.15 Neugersdorf
in Konzertberichte 2019 und älter 19.07.2015 21:47von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Teil 1:
Ich gab mir am Sonnabend gedanklich folgenden Fahrbefehl: Uff nach Neugerschdurf, aber tu oack ni jechen. Übersetzt ins Hochdeutsche heißt das in etwa: Auf nach Neugersdorf, aber tu` bitte nicht hetzen/immer mit der Ruhe.
Wenn unsereiner aus dem Flachland ins Oberlausitzer Bergland fährt, fährt er ins Oberland und "Neugerschdurf" liegt für uns im Oberland. Das ist ein ausgesprochen schöner Landstrich mit Bergen, Tälern, Bächen, Flüssen und einigen regionalen Besonderheiten wie die Umgebindehäuser oder die Oberlausitzer Mundart. Da oben um Aberschbuch(Ebersbach), Gierschdurf (so nennen die Leute im Oberland Neugersdorf), Taubmheem (Taubenhein/Spree), Friederschdurf (Friedersdorf) wird beim Sprechen noch richtig gerollt und gequirlt.
Das tief aus dem Rachen geholte und gerollte R ist dort sehr markant. Obwohl wir Flachlandoberlausitzer viele Begriffe und Wortschöpfungen der Oberlausitzer Mundart wie Abernmauke (Kartoffelmus), Teichlmauke( Kartoffelmus mit einer Pfütze klarer Fleischbrühe in der Mitte) , nu/no (ja, ist klar oder ähnliche Bestätigung), Hitsche (Fußbank, kleiner Schemel), Kumm oacke (Komm doch) verstehen und im Alltag selbst in der Sprache gebrauchen, so schön rrrrollen wie die da oben in den Bergen können wir nicht. Dieses oacke als Anhängsel an ein Verb als Aufforderung/Bitte (geh oacke = geh doch, lass oacke = lass das doch) ist hier genauso üblich wie das Zusammenziehen von Wörtern (da simmer wieder = da sind wir wieder, das kömmer machen = das können wir machen.) Wenn hier von einer Huxt (oder auch Huchst)geredet wird, dann handelt es sich um eine Hochzeit. Kummt oack rei ist für uns kein Kauderwelsch, sondern eine liebevolle Aufforderung einzutreten. Für Fremde klingt das alles sicher manchmal wie "Böhmische Dörfer", aber das ist gar nicht so verkehrt, denn einige Begrifflichkeiten haben sicher auch im nahen Böhmen ihren Ursprung. Die einen verstehen beim Oberlausitzer Singsang nur Bahnhof, für mich ist der Klang dieses Dialektes wie Musik und außerdem ist der Dialekt für mich auch ein gewaltiges Stück Heimat. Übrigens gibt es in der Oberlausitzer Mundart von Dorf zu Dorf auch noch mal sprachliche Unterschiede oder Besonderheiten.
Die Spree hat 3 anerkannte Quellen und die liegen alle im Oberlausitzer Bergland, eine am Kottmar, eine in Ebersbach und eine in Neugersdorf vorm Volksbad. Letztgenannte ist das ergiebigste der 3 kleinen Wasserläufe, die die insgesamt rund 400 Kilometer lange Spree mit Flüssigkeit speisen. Liebe Berlinerinnen und Berliner, denkt immer daran, die Sachsen im Allgemeinen und die Oberlausitzer im Speziellen können euch jederzeit das (Spree-)Wasser abstellen.
Genau dort, an der Neugersdorfer Spreequelle, praktisch in Spuckweite von dieser wasser-reichsten Spreeader, parkte ich mein Einhundert Galopper in einem - Motorgefährt und machte mich fußläufig auf den Weg zum hinter der Gaststätte Pavillon gelegenen Veranstaltungsgelände. Die Kneipe war von meinem Standpunkt aus schon sichtbar.Die in hunderten Konzerten gewachsene Muggenpilger-Weisheit, dass Dorfmuggen die schönsten sind, sollte sich an diesem Abend mal wieder bewahrheiten. Die ersten Eindrücke von Bühne, Versorgungsständen, Publikumsandrang, der allgemeinen Stimmung und des freundlichen Umgangs der Leute untereinander stimmten mich da mehr als zuversichtlich.
Eine Bühne mit ordentlichen Sound, Licht und einer dreigeteilten Videowand im Hintergrund (auf der die Mugge optisch sehr effektvoll untermalt) sorgte für beste Bedingungen. Auch die Versorgung war mehr als ausreichend gesichert. Das Angebot und die Preise waren okay. Die Mugge war für die Besucher außerdem noch gratis, das wollen wir auch nicht vergessen.
Gegen 20:30 Uhr machten sich die Ossis endlich mit ihrem Intro von der Konserve bemerkbar. Man hörte die Titelmelodie der "Aktuellen Kamera" des DDR-Fernsehens, das berühmt-berüchtigte Walter Ulbricht „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“ CITY nutzte es im Jahr 2007 übrigens als Abschluss für ihr Album "Yeah! Yeah! Yeah!" und zeigte damit symbolisch und ziemlich deutlich, dass die am 18. Dezember 1965 auf dem 11. Plenums des ZK der SED von Ulbricht so verpönte Beat- bzw. Rockmusik auf lange Sicht doch den längeren Atem hatte.
Wobei man aber auch mal darüber nachdenken kann, dass die Ostmusiker es trotz aller Hindernisse doch geschafft haben, eine ziemlich eigenständige Rockmusik zu schaffen und damit sogar etwas erreicht haben, was die die Ulbrichts und andere politische Scheuklappenträger sich Mitte der 60er Jahre gar nicht vorstellen konnten und wollten. Heute wollen viele Leute meiner Generation (50 +) diese Lieder, die sie von Kinder- und Jugendzeit, beim Erwachsen werden, bei der ersten Liebe usw. in guten und schlechten Tagen durchs Leben begleitet haben, wieder hören und das völlig freiwillig. Das hat meiner Meinung nicht nur etwas mit Nostalgie zu tun, sondern hat eher etwas mit dem Lebensgefühl, die wir mit der Mugge verbinden zu tun. Natürlich spielen da die eigenen Erinnerungen, Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle dabei auch eine Rolle. Aber die Musik und vor allem die Texte hatten und haben wirklich Klasse.
Vor allem der Reichtum an Poesie, lyrischen Umschreibungen und sprachlichen Bildern, an Doppeldeutigkeiten und Verklausulierungen und das dem in der DDR aufgewachsenen Hörer angeborene Lesen zwischen den Zeilen machen den Ostrock so einzigartig und bemerkenswert. Der gemeine DDR-Hörer konnte so perfekt zwischen den Zeilen lesen, dass er für sich manchmal so brisante Sachen herauslas, die der Texter beim Schreiben sich gar nicht vorstellen konnte und schon gar nicht beabsichtigt hatte.
Ein paar leicht abgewandelte Politikersprüche bzw. Parolen, wie "die Beatmusik in ihrem Lauf hält weder Ochs' noch Esel auf" (frei nach dem Spruch des Saarländers Erich H. "den Sozialismus in seinem Lauf...") oder "es lebe der Bassismus-Gitarrismus und die finale Ansage "Bitte begrüßen sie die verdiente Kapelle des Volkes - die OSSIS." vervollständigten das Intro. Natürlich ist bei so eine Einleitung eines Konzertes heute das gewisse Augenzwinkern dabei und das ist gut so. Meiner Meinung nach ist so ein entkrampfter Umgang mit der (musikalischen) Vergangenheit längst angezeigt. Für den Einstieg in die abendliche Show einer Ostrock-Nachspielkapelle, wie sich DIE OSSIS gerne auch selber bezeichnen, ist dieses Intro nahezu ideal, denn es erregt Aufmerksamkeit, die Leute hören zu und bei vielen setzen da schon erste Erinnerungen ein.
Angeführt von Frontmann Acki Noack stürzten sich DIE OSSIS gleich mit „Jede Stunde“ von KARAT in den praktischen Geschichts-Aufbaukurs zum Thema Ostrock. Einige der nächsten Kracher waren dann gleich "Bleib cool" von ROCKHAUS und Hallo Erde, hier ist Alpha" aus dem Hause BERLUC.
Für mich sind DIE OSSIS eine der authentischsten Ostrock-Coverbands. Das liegt sicher auch daran, dass die Musiker selber aus der Ostrockszene kommen und früher auch in einigen der namhaften Bands wirkten Das die Musiker sehr solide Handwerker sind, versteht sich mit dieser Vergangenheit von selbst. In der DDR waren die Anforderungen an Berufsmusiker ziemlich hoch und das war aus meiner Sicht gar nicht mal so schlecht. Auf jeden Fall bekamen die Profis für ihren Berufsausweis in der Ausbildung/beim Studium an den Musikhochschulen ein sehr fundiertes musikalisches Rüstzeug auf ihren Weg bzw. mussten sie sich auf Bezirksebene entsprechenden Prüfungen vor der Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes stellen und dort ihr Können / Wissen beweisen. Möglich waren aber auch bandgebundene und befristete Berufsausweise für neue Bands. Was aber meines Erachtens noch viel wesentlicher ist, dass die Musiker der OSSIS dieses mit dem Ostrock verbundene Lebensgefühl eigenen Erleben kennen, verstehen und dieses Gefühl musikalisch auch weitertransportieren können. Wir kommen praktisch alle aus demselben "Stall".
Es gibt Musiker wie Peter Maffay (KARAT "Über 7 Brücken") oder Joachim Witt (SILLY Bataillon d'Amour" oder DIE SPORTFREUNDE STILLER "Wenn ein Mensch lebt"), die können unsere Lieder musikalisch und technisch noch so gut covern, aber sie werden mein Herz und meine Seele mit ihren Versionen nie erreichen, weil ihnen der gewisse "Draht" zu unserem Leben fehlt.
Gruß Kundi
RE: DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 18.07.15 Neugersdorf
in Konzertberichte 2019 und älter 25.07.2015 13:38von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Teil 2:
Ich möchte heute mal nicht nur die allgemein übliche ROCKHAUS-/ SCIROCCO-Keule rausholen, sondern mal geringfügig tiefer in die musikalische Vergangenheit der OSSIS abtauchen, weil man da auch mal eine Ahnung bekommt, welcher Erfahrungsschatz und musikalischer Reichtum sich in der kernigen "Ostrock-Nachspielkapelle" DIE OSSIS vereinen. Ich bin überzeugt davon, dass euch Leserinnen und Lesern einiges davon nicht geläufig ist.
Wir fangen mal mit Keyboarder Beathoven(bürgerlicher Name Carsten Mohren) an. Er istnicht "nur" der Tastenmann der OSSIS, sondern auch so etwas wie der musikalische Lenker/Leiter. Außerdem schaltet er sich auch aktiv in den Hintergrundgesang der OSSIS ein. Der Ziehsohn von Quaster hat in seiner Biografie aber nicht nur die Station ROCKHAUS stehen. Er ist zwar seit 1986 dort, aber da gibt es noch mehr interessante Wegstationen.
Er spielte z.B. bei der legendären GAULKER ROCK BAND (Bootsfahrt", Ich komm nicht hoch"). Die Band existierte zwar nur rund 2 Jahre von 1979 - 1981, aber sie war doch beispielgebend und wichtig für nachfolgende Bands. Hier denke ich besonders an PANKOW, denn Frontmann von beiden Kapellen war André Herzberg und einige Ansätze der GAUKLER ROCKBAND wurden bei PANKOW weiterverfolgt bzw. -entwickelt, zum Beispiel das Konzept eines abgeschlossenen aus mehreren Liedern bestehenden themenbezogenen Musikwerkes mit Theaterelementen. Die Grundlagen vom PANKOWS späteren Rockspektakel "Paule Panke" wurden bereits bei der GAUKLER ROCK BAND gelegt. Auch einige Lieder gingen den Weg zu PANKOW.
Beathoven spielte unter anderem aber auch bei Wolfgang Ziegler & WIR, Christin D. ("Hungrige Augen", "Risiko"). Kann sich noch jemand an Casi Mosi erinnern? Dahinter verbargen sich Carsten Mohren und Marion Sprawe. Mir fällt da das Lied "Schniegli Normali" ein, welches Mitte der 80er Jahre auf einer AMIGA-Disko-LP erschien. Als Studiomusiker war der Keyboarder unter anderem schon auf den AMIGA-LPs "Träume von gestern" von NO 55 und "Stormy Spring" des MAMA BLUES PROJECTes zu hören. Beathoven ist Komponist, Arrangeur und auch Produzent (mit eigenen METROPOLYX recording studio in Berlin). Er komponierte, arrangierte und/oder produzierte unter anderem auch ROCKHAUS, PUHDYS, KARAT. Ach so, bei der Zeitzeugen-Band und bei GALAS TOUR stand Beathoven auch schon in der Teamaufstellung.
Michael "HeinzAngel" Haberstroh spielte bei Mike Lehmann und ist fast von Anfang an bei Rockhaus. Aushilfsweise oder als Gast HeinzAngel war Heinz auch schon bei Stamping Feet, BB & C und bei der Trommelshow von mehreren Drummern während des PUHDYS-Jubiläums 1999 (zum Beispiel(Hutbergbühne Kamenz, Waldbühne Berlin) zu erleben. Heute gibt er seine Erfahrungen als Rockdrummer auch an den Nachwuchs weiter. Kann es eigentlich noch einen cooleren Schlagzeuglehrer in Berlin und Umgebung geben?
Beathoven und HeinzAngel spielten gemeinsam auch in der deutschen Begleitband von der leider im Jahr 2014 plötzlich verstorbenen Rockröhre Jimi Jamison ( der unter anderem auch Frontmann von Survivor war). Die Band hatte einige Hits zum Beispiel "Eye oft the Tiger", und „Burning Heart“. Letztgenannter Song erreichte Berühmtheit durch den Erfolgsfilm "Rocky IV". Auch in der Band von HANS DIE GEIGE rockten die beiden Instrumentalisten schon mit "Leib und Seele" auf der gleichnamigen Tour des Rockgeigers zu dessen 40jährigen Bühnenjubiläum kräftig mit. Außerdem waren sie auch schon bei Konzerten von FRANK PROFT als Begleitmusiker aktiv.
Bert Eulitz Bassgitarre, Gesang spielte ab 1986 bei der Band Pom Fritz. Pom Fritz war seine erste Station als Profimusiker. Die Band war schon ein kleiner Geheimtipp, löste sich aber bereits 1987/88 auf.
Dann wechselte Bert ins Fach Theatermusiker und Schauspieler. Mit dem Berliner Kabarett Syndikat war er nach der Wende bundesweit unterwegs. Während seiner Kabarettzeit hat er auch mit den bekannten Kabarettisten wie Hans Dieter Huesch und Dieter Hildebrand gearbeitet.Von 1993 bis 2003 war er unter anderem 10 Jahre bei der Deutschrock-/NDW-Band Die Pfleger. Die Band hatte viele Konzerte und auch einige Erfolge (CDs wurden produziert, einige Lieder wurden auch im Rundfunk gespielt.) Bei den OSSIS und deren anderen Projekten (Ostrock de luxe, Schlagerboys…)ist er auch für Organisation und Booking zuständig, Bert betreibt eine eigene Künstleragentur (CITYMUSIC - Berlin) und eine eigene Kleinkunstbühne(Studio 7 in Panketal). Leider sind die Veranstaltungen im Studio 7 fast nur an Sonntagen, was auswärtige Gäste wie mich abschreckt.
Henryk "Henne" Körbs war 1985 Gründungsmitglied von TUTTI PALETTI. Er blieb aber nicht sehr lange bei der Kapelle. Man coverte am Anfang sehr viel. Später spielte die Band dann eigene Lieder im Reggae- oder Funk Stil. Die Truppe kann man auch als Kaderschmiede für (Ost-)Rocker bezeichnen, denn zu verschiedenen Zeiten agierten dort Leute wie Carmen Hatscher (später als Carmen Hatschi bei Lackys „Traumzauberbaum“), Andy Wieczorek (GUNDERMANNs SEILSCHAFT, POLKAHOLIX), Ulrich Werfel (Datzu), Martin Becker (KARAT) oder „Felix“ Lauschus (vorher bei Setzei), der später bei DIE ZÖLLNER und in Der wilde Garten aktiv war.
Henne spielte und sang nach der Wende mehr als 10 Jahre bei Scirocco. Er hat in seinem musikalischen Lebenslauf noch andere Stationen zu bieten. Henne war in der zweiten Hälfte der 80er Jahre Gründungsmitglied der Potsdamer Band STEINSCHLAG. Gegründet für eine Session aus Anlass eines Jubiläums der ROLLING STONES entwickelte die Band dann ein eigenes musikalisches Profil und erste eigene Songs, die im regionalen Rundfunk Potsdams (Radio DDR - Sender Potsdam) produziert wurden und dann auch dort im Programm liefen. Der gesellschaftliche Umbruch 1989 verhinderte dann die bereits vorgesehenen AMIGA-Aufnahmen und Henryk Körbs machte dann auch bald den Abflug bei Steinschlag.
In den 90er Jahren entstand unter Henne's Mitwirkung die Rolling Stones -Coverband STONEWASH aus der über die Umbenennungsstationen MH4 und Super Achtcut irgendwann die Band Linck wurde. Henne war bis 2002/2003 dabei und ging dann
zur Berliner Rolling Stones-Coverband EdStone. Dann riefen ihn im Jahr 2004 DIE OSSIS.
Henne gibt seine umfangreichen Erfahrungen heute auch als Lehrer auch an den Nachwuchs weiter
Acki Noack( sein amtlicher Vorname ist Axel) Gesang, Akustik-Gitarre, war Roadie/Techniker und macht auch heute noch bei verschiedenen TV-Formaten irgendwas im Technikbereich. Er sang Mitte der neunziger 2 Jahre bei ROCKHAUS und kann von diesen Erfahrungen heute bei den OSSIS noch profitieren und das nicht nur wegen der im Programm gespielten ROCKHAUS-Songs, sondern auch wegen der gemeinsamen Vergangenheit mit Beathoven und HeinzAngel. Als DIE OSSIS sich vor mehr als 10 Jahren gründeten, war es sicher ein Pfund mit dem er wuchern konnte, dass er wusste wie einige Bandkollegen ticken. Heute sind DIE OSSIS ein eingespieltes Team und Acki ist eine Rampensau par excellence geworden. Er rockt mit den OSSIS jeden laden und das Publikum frisst ihm aus der Hand.
Seit ca. 3 Jahren werden DIE OSSIS oft von einer jungen und dynamischen Sängerin verstärkt. Carie van Heden (das ist ihr Künstlername) hatte ihre erste Band mit 14 Jahren und die hieß DIE CARIES. Heute ist die Frau um die 30 Lenze und kann schon auf eine Menge Erfahrungen in diversen Bands und Projekten zurückblicken. Sie ist Sängerin, Komponistin und Stimmtrainerin (Vocalcoach).
Ich unbedarfter Knabe habe ja gedacht, dass ein Vocalcoach ein normaler Gesangslehrer ist, aber weit gefehlt. Natürlich kann ein Vocalcoach auch die grundlegende Arbeit eines Gesangslehrers leisten, nämlich seine Schülerinnen und Schüler an das richtige Singen heranführen, langfristig ausbilden und aufbauen. Aber da, wo der Gesangslehrer aufhört, fängt die Arbeit des Vocalcoaches erstmal richtig an. Stimmtrainer sind so etwas wie die schnelle Feuerwehr für das Gesangsfach. Sie helfen kurzfristig, um zum Beispiel gestandene Sängerinnen und Sänger für eine neue Tournee fit zu machen. Vocalcoaches können mit ihrer Arbeit bei einer Musikproduktion unter Umständen auch erreichen, dass die Künstlerinnen/ über die 100 Prozent-Marke kommen, noch ein paar Punkte zulegen und so auch noch das letzte Quäntchen(das Wort sieht mit Ä wirklich übel aus, ist aber seit der deutschen Rechtschreibreform so korrekt) stimmliche Leistung aus sich herausholen. Carie hat zum Beispiel im Jahr 2012 mit der Castingband Melouria gearbeitet. Die Popstar-Karriere dauerte für Melouria (aus der 10. Staffel der Sendung „Popstars“ des TV-Senders Pro 7) allerdings nur etwas mehr als ein halbes Jahr.
Carie hat in der Vergangenheit in Partybands wie Roof Garden, Jigger Skin oder Shagiga gesungen. Auch im Popchor – TF war sie als Sopran zugange. Mit der Showband Partyshakers die Sängerin ebenfalls schon gearbeitet. Sie verfügt also über Stimmgewalt, Flexibilität und über umfangreiche Liveerfahrungen.
Die Fachwelt und auch die Fanbasis des Gothic Metal überschlugen sich fast als im Jahr 2010 das Debutalbum „Rise“ der der Symphonic Gothic Band AnsottiCa erschien. Vergleiche zu Nightwish und Within Temptation wurden gezogen. Die Sängerin von AnsottiCa war Carie und ihre Stimme beeindruckte die Experten und die Laien gleichermaßen. Eigentlich hätte AnsotticA das nächste große Ding in der Gothic Metal-Szene werden müssen. Leider ist diese Band aber wieder in der Versenkung verschwunden.
Aktuell ist Carie mit Fred Zadravec (Ex-Roofgarden-Sänger) im Duo Stereo Affairs zu erleben. Beide präsentieren live die schönsten bzw. bekanntesten Duette aus Rock, Pop und Soul. Stereo Affairs ist ganz flexibel, denn auch Auftritte als Trio oder komplette Band können gebucht werden.
Gruß Kundi
RE: DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 18.07.15 Neugersdorf
in Konzertberichte 2019 und älter 25.07.2015 13:41von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Teil 3:
Nach dem wir die Heldin und die Helden der musikalischen Zeitreise in Neugersdorf gerade sehr ausführlich beleuchtet haben, sollen jetzt einige Streifzüge durch das Konzert diesen umfangreichen Excurs noch abrunden.
Acki und Carie wechselten sich am Gesangsmikrofon von Zeit zu Zeit ab. Das brachte nicht nur Abwechslung in die musikalischen Darbietungen, sondern entlastete auch beide Künstler deutlich. Bei einer Show von über 3,5 Stunden Dauer und mehr als 30 gespielten Songs ist das auch sehr hilfreich. Die Reihenfolge der Lieder war so zusammengestellt, dass so im Prinzip mehre Blocks für Aki und auch für Carie entstanden sind. So hielt sich auch das Verlassen und Betreten der Bühne für beide Frontleute beim Auftritt des anderen Gesangspartners in Grenzen.
Carie sang natürlich die angestammten Lieder mit weiblicher Gesangstimme (SILLY, Veronika Fischer, Ute Freudenberg).Nina Hagens „Du hast den Farbfilm vergessen“ wurde von beiden als Duett mit humorvollen schauspielerischen Elementen und Bemerkungen gesungen. „Auch wenn mir bei diesem Lied wieder mal die Ohren bluteten, möchte ich erwähnen, das bei dem mich verfolgenden Keimzeit - „Kling Klang“ Carie Akustikgitarre spielte und auch beim Refrain unterstützte.
Der SILLY-Block hatte es gewaltig in sich: gleich 4 Lieder schafften es auf die Setlist Bataillon d‘ Amour“, „Mont Klamott“ „Die wilde Mathilde“ von der unvergessenen Tamara Danz und „Alles rot“ aus der aktuellen Anna Loos-Ära der SILLYs. Beim letztgenannten Song spielte Carie auch wieder auf ihrer Klampfe, die rein zufällig auch in einem rötlichen Look erstrahlte.
Weiterhin fällt mir ein, dass Carie von Vroni Fischer „Auf der Wiese“ und die so zaghaft-sensibel beginnende Ballade „Dass ich eine Schneeflocke wär“ grandios interpretiert hat. „Jugendliebe“ von Ute Freudenberg ging auch noch auf ihr Gesangskonto. Hierbei forderte sie das Publikum auf, vor der Bühne zu tanzen. Für die Band wäre das immer auch so ein kleiner Gradmesser, ob die Mugge wirklich bei den Leuten ankommt. Bei 15 Tanzpaaren aufwärts, wäre alles okay. Es tanzten dann ungelogen deutlich mehr als 20 Paare. Einer der Tänzer war übrigens Acki, der mit einem weiblichen Fan tanzte und dabei auch ein wenig Gaudi machte. Von Petra Zieger war auch etwas dabei. Wenn ich mich noch richtig erinnere, sang Carie nämlich „Traumzeit“ und „Katzen bei Nacht“
Henne Körbs hatte an diesem Abend auch mehrere große Auftritte und das nicht nur als wirklich ausgefuchster, leidenschaftlicher Leadgitarrist, sondern auch als Sänger des Scirocco-Hits „Sagen meine Tanten“ sowie als „Am Fenster“ –Geiger. Dafür erhielt er auch riesigen Applaus.
Was für diese Mugge wieder kennzeichnend war, Carie und auch alle männlichen Musiker der OSSIS, ihre gefühlte und tatsächliche Nähe zum Publikum. Sie schaffen durch ihr Wirken keine künstliche Distanz, sondern bauten mit Blicken, Schritten, Gesten Bewegungen immer wieder Brücken zu den Zuhörern. Das kenne ich aber eigentlich auch nicht anders von den OSSIS und auch das macht sie mir so sympathisch. Natürlich unternahm Sänger Acki Noack auch wieder Spaziergänge durch die Publikumsreihen und stellte sich so den Neugersdorfern ganz aus der Nähe vor.
Acki ist tatsächlich ein sagenhafter Frontmann. Das betrifft seine gesangliche Bandbreite, aber auch seine Entertainer-Qualitäten. Mit seiner Berliner Kodderschnauze und witzigen Sprüchen, bei denen er sich auch selbst auf die Schippe nahm, lockerte er das Programm richtig auf. Der Herr Noack hat halt so eine kumpelhafte, offene und ehrliche Art, die einfach ankommt. Der Typ hat das Herz auf dem richtigen Fleck.
Das ROCKHAUS-Gütesiegel trugen an diesem Abend „Bleib Cool“, „Mich zu lieben“ und das für mich sowieso unverzichtbare Opus „I.L.D“. Dazu sang Acki noch solche Kracher wie „Wetten du willst“ und „Isolde“ von PANKOW, „Hallo Erde, hier ist Alpha“ aus der BERLUC-Hitschmiede, das von Henry Hübchen für CITY getextete „Casablanca“ und CÄSARS „Wer die Rose ehrt“, Sehr zugesagt haben mir auch „Alles nur geklaut" von der Nachwende-Erfolgsband DIE PRINZEN und „Wir sind die Sonne“ von der erfolgreichen FALKENBERG-Ära der Sterne aus Meißen. Bei „Ich beobachte dich“ von JESSICA leuchtete der Sänger mit einer Taschenlampe ins Publikum und spielte damit ein wenig mit dem gängigen „Staaaasi“- Klischee. Diesen feinen Humor werden auf Anhieb aber sicher nur Leute von hier verstehen. Übrigens wurde dieses Lied aus dem Jahre 1985 schon damals in einschlägigen Kreisen mit einem Augenzwinkern als Lied über die Mitarbeiter des MemfiS (Ministerium für Staatssicherheit) bezeichnet.
Es liegt in der Natur der Sache, dass bei einem Programm der größten Hits des Ostens auch Lieder der PUHDYS („Alt wie ein Baum“, „Lebenszeit“, „Hey, wir wolln die Eisbärn sehn“) und von KARAT („Jede Stunde“, „Der blaue Planet““ und „Über 7 Brücken“) Oder CITYs „Am Fenster“ gespielt werden. Viele Leute warten gerade auf diese Songs. Das ist auch völlig in Ordnung.
Aber ein bissel muss ich diesmal doch mit Acki, HeinAngel, Bert, Beathoven und Henne grummeln, denn sie entschieden sich in der Nachspielzeit (Zugaben)für PERLs „Zeit, die nie vergeht“ und ließen dafür doch glatt meinen Favoriten „“Komm doch mit“ (zu `nem Ritt auf dem Sofa) ausfallen. Die Herren hätten mal lieber mich fragen sollen ;-).
Trotzdem war es ein erstklassiger Abend mit einer erstklassigen Band, erstklassigen Rahmenbedingungen und einem sich zum Ende hin doch sehr ordentlich steigernden Publikum.
Gruß Kundi
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