Was etwas ärgerlich begann, sollte dann doch ein sehr schöner Abend werden! In einer Umgebung, wie ich sie noch bei keinem Konzert erleben durfte. Aber von Anfang an …
19 Uhr stand in den Vorankündigungen des Klein Erzgebirges. Also noch einen Nachmittagsspaziergang mit unserem Hund, etwas frisch gemacht und pünktlich 18.30 Uhr im Park sein – ein Bierchen holen und los geht’s! Denkste! Auf den Plakaten vorm Eingang stand auf einmal nicht 19 Uhr, sondern 20 Uhr. WOW! Ich war nicht gerade erfreut, dass werdet ihr verstehen, und habe auf dem anschließenden Spaziergang durch unsere schöne Stadt mehrmals mit mir gerungen, nicht einfach in Richtung Wohnzimmercouch abzubiegen. Letztendlich war meine musikalische Vorfreude dann größer, so dass ich 19.15 Uhr wieder vor den geöffneten Toren des Klein Erzgebirges stand. Von der Kassiererin, die natürlich erst einmal meinen (inzwischen etwas kleineren) Unmut ertragen musste, erfuhr ich, dass sich noch mehrere Gäste über diese Informationspolitik beschwert hatten. Also nächstes Mal bitte deutlich Einlass- und Konzertbeginn trennen, dann gibt es auch keinen unnötigen Ärger unter den Gästen.
Jetzt aber genug gemeckert. Im Park angekommen, suchte ich erst einmal die Bühne. Ich fand sie schließlich am Fuße des Augustusburg-Modells. Ganz ehrlich, in so einer Kulisse hatte ich noch nie ein Konzert gehört. Viele Bühnen habe ich nun auch schon gesehen - große und kleine, improvisierte und aufwendig gestaltete, in Festzelten, Festplätzen und Tanzsälen, im Keller und unterm Dachboden, aber die quadratische Bühne inmitten eines Teichs, zwischen Bäumen, Sträuchern und Miniaturbauten war doch anders als alles bisher gesehene. Auf den Wegen und einem kleinen Platz waren dann die Stühle, Bänke und Stehtische aufgebaut. Etwas kleines, feines sollte es werden, das MARTY HALL Konzert, dass spürte man bei diesem Aufbau, und für mich wurde es dann auch.
Den Künstler lernte man nebenbei dann auch gleich kennen. Selten habe ich einen so sympathischen und kontaktfreudigen Menschen getroffen wie ihn. Für jeden der ankommenden Gäste hatte er einen netten Satz auf den Lippen, in englisch und ganz oft auch in einem wirklich bemerkenswert guten Deutsch. So konnte er zu Konzertbeginn auch ohne zu lügen behaupten: „Hello! Wir haben uns ja alle schon kennengelernt! …“ Mich wollte er übrigens schon auf anderen von seinen Konzerten in Deutschland gesehen haben (wäre ja möglich gewesen) – war aber nicht der Fall. Ebenso wenig arbeite ich bei Zoll oder Polizei, wie er später scherzhaft vermutete „or you have a very familiar face.“
Das Konzert war dann so, wie das „Setting“ (schnell eine deutsche Übersetzung – mir fiel am Samstag in 5 Sekunden keine ein!) es versprach. Ein Abend unter freiem Himmel in familiärer Atmosphäre bei schönster Musik. Insgesamt zwei Blöcke zu je ca. 45 min gab es zu belauschen, im Nachgang noch einmal 2 Zugaben. Die Kommunikation mit dem Publikum war diesmal wunderbar, zwischen den Liedern gab es viel schmunzeln und zu lachen. Musikalisch ging es eher ruhig zu – Blues, Jazz und Rock – alles eher slow und minimalistisch. Das alles aus einer Mischung eigener Kompositionen und Klassikern. Mir wirklich bekanntes war dann nicht viel dabei, außer Tom Pettys „Won’t back down“, seinem „Fells like the first time“, was mir bei der Internetsuche zu Ohr gekommen war und einem Lied, dessen Name mir leider entfallen ist. Partystimmung, wie sie die beiden Damen hinter mir vielleicht erwartet hatten, gab es natürlich nicht. Anfangs konnte ich über das Gequatsche bei jedem Lied noch lachen, am Ende ging es mir ziemlich auf den Keks. Also kleiner Tipp – nächstes Mal wieder statt zum Blueskonzert zur Blasmusik, dann klappt es auch wieder mit dem Mitklatschen!
Ich zumindest konnte mir, von den kleinen Ärgernissen abgesehen, kaum etwas Schöneres vorstellen an diesem warmen Sommer-Samstagabend – inmitten der Natur sitzen, feinen Gitarrenklängen lauschen, ein Bierchen trinken (wurde sogar an den Platz gebracht!) und entspannen. War halt mal etwas völlig anderes.
Kurz bevor die Dunkelheit dann alles umhüllte, war das Konzert zu Ende. Es endete wie es begonnen hatte mit einigen netten Worten mit dem Betreiber und Marty Hall selbst. „Nice to meet you, MARTY, see you next time!“
Im heimischen Garten genoss ich dann den Rest des angefangenen Abends in Familie. Vom Blues konnte ich meine Frau noch nicht überzeugen, dafür planten wir unsere nächsten gemeinsamen Muggenpilgertouren, denn langsam wird es wieder mal Zeit, Gundi zu hören. Dazu aber vielleicht mehr in einem anderen Thema …