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Lesung von Hartmut Helms "Mein Lebensgefühl ROCKMUSIK" am 21.02.13 in Dresden
Lesung von Hartmut Helms "Mein Lebensgefühl ROCKMUSIK" am 21.02.13 in Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 29.04.2013 07:45von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Ein Namenloser hat in den letzten 12 Monaten mit seinem Buch über seine Erlebnisse / Erinnerungen als Musikfan für ziemliche Furore gesorgt. Die Rede ist von Hartmut Helms
und seinem Buch "Mein Lebensgefühl Rockmusik". Es ist am 6. Januar 2012 beim Verlag Edition bodoni unter der ISBN 978-3-940781-24 erschienen. Eine Paperback-Ausgabe mit 330 Seiten Umfang gibt uns Einblick in einen bisher kaum publizierten Mikrokosmos: wie hat ein Musikliebhaber in der DDR gelebt, was hat er erlebt und was war alles möglich trotz Bevormundung und aus heutiger Sicht unsinniger gesetzlicher Regelungen und Beschränkungen. Historische Konzertberichte, beginnend in den 60er Jahren, über die 70er und 80er Jahre geben Neugierigen auch einen Einblick in die Entstehung und Entwicklung der Rockmusik in der DDR. Manches davon kann man mit eigenen Erinnerungen abgleichen, einiges in dem Buch war für mich auch neu. Wenn man sich in meinem Alter mit seiner eigenen Geschichte als Musikfan beschäftigt, sind Hartmuts Erinnerungen ein guter Anstoß.
Ergänzt wird das Ganze mit Berichten von Hartmuts ersten Konzerten mit den großen Stars aus Großbritannien und aus Übersee sowie ausgewählten Konzertberichten bis zum Jahr 2010. Besonders spannend fand ich es, Hartmuts Beobachtungen zu einer Band im Wechsel der Zeiten zu lesen, zum Beispiel wie hat er ein KARUSSELL-Konzert in den 70er Jahren erlebt und was empfand er bei seinem ersten KARUSSELL-Konzert nach dem Comeback der Band im Jahr 2008. Das Buch sowie Hartmuts aktuelle Berichte auf seiner Webseite (www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de) ergänzen sich übrigens, denn er hat seine Konzert-Beobachtungen mit dem Erscheinen der 330 Seiten Papier nicht eingestellt. Hartmuts Art zu schreiben imponiert mir und mir macht es Spaß seine Berichte, die oft ein Mix aus Geschichte und aktuellen Konzerterlebnis mit vielen eigenen Emotionen sind, zu lesen.
So kann nur jemand schreiben, der die Musik vom Herzen liebt. Letztendlich fühle ich mich durch sein Beispiel ermutigt, mein Herz richtig zu öffnen und auch viel persönlichere Konzertberichte zu schreiben. Ich glaube, diese persönliche Weiterentwicklung hätte ich ohne so einen hervorragenden „Lehrmeister“ nicht vollzogen. Da hätte mir wahrscheinlich der Mut gefehlt. Ich schreibe heute oft guten Gewissens fernab irgendwelcher Normen oder Standardisierungen. Meine eigenen Ansprüche als Schreiberling sind gewachsen und 08/15-Berichte wird es von mir nicht mehr geben. Manche finden das gut, manche schlecht. Na und? So ist das Leben als schreibender Musikfan. Mein Selbstvertrauen ist im Laufe der Zeit gewachsen und ich bin beim Schreiben mit mir selbst im Einklang. Ohne einen Vorreiter wie Hartmut Helms hätte ich mir das so nie zugetraut.
Auch bei deutsche-mugge.de haben Hartmuts Beiträge viel interessierte Leser gefunden und das völlig zu Recht. Die Medien wurden ebenfalls darauf aufmerksam und in verschiedenen Zeitungen bzw. in TV-Sendungen werden Hartmuts Erinnerungen durchaus wertschätzend behandelt. Der Landrat des Landkreises Elbe-Elster würdigte das Engagement von Hartmut Helms unlängst mit der Verleihung des „Preises für Heimatgeschichte“.
Bei Lesungen in Berlin, Torgau, Bad Liebenwerda und sogar auf der Buchmesse Leipzig hat HHausEE, wie Hartmut sich im Internet auch nennt, der Öffentlichkeit nun schon aus seinem Leben berichtet. Das waren mehr Veranstaltungen als HHausEE sich, während der Arbeit an seinem Buch, in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Am 21. Februar 2013 gab es die nächste Lesung von Hartmut Helms im Ökumenischen Seelsorgezentrum des Uniklinikums Dresden und es wurde eine großartige Veranstaltung. Ich bin mit Hartmut befreundet, da könnten mir missgünstige Menschen auch mangelnde Objektivität vorwerfen. Aber das stört mich nicht wirklich. Ich bin ja kein Roboter und ich schildere in meinen Berichten schon immer meine ganz persönlichen Eindrücke und Erlebnisse. Warum sollte ich das bei meinen Zeilen über einem guten Freund anders halten?
Fakt ist, dass Hartmut mit seiner Arbeit in der Öffentlichkeit Neuland beackert. Damit rückt er unser gemeinsames Hobby und auch verschiedene Musiker wieder mehr in das Licht der Öffentlichkeit. Das ist doch für alle Freizeit-Schreiberlinge vorteilhaft, wenn Unbeteiligte wissen, dass auch viele „alte Ostrocker“ noch aktiv sind und dass
es sogar „bekloppte“ Musikfans gibt, die bei www.deutsche-mugge.de und an anderen Stellen über ihre Konzerterlebnisse schreiben. Ich habe ja selbst schon oft in Gesprächen
die Erfahrung gemacht, dass viele Leute gar nicht wissen, dass zum Beispiel Rockhaus, Karussell oder Transit noch bzw. wieder aktiv sind. Es ist auch schon öfter vorgekommen, dass Menschen nach Konzertberichten neugierig geworden sind und selbst mal wieder zu einer Mugge von Musiker/Band XYZ gegangen sind.
Das Leben schreibt manchmal schöne Geschichten und auch diese Lesung ist eine sehr schöne Geschichte mit unterschiedlichen Verknüpfungen, die ich unter Freundschaft verstehe. Als Ausgangspunkt steht natürlich Hartmuts Buch „Mein Lebensgefühl Rockmusik“, denn ohne dieses hätte es diese Veranstaltung bei aller Freundschaft auch nicht gegeben. Die Idee zu dieser Lesung hatten Angela Ullrich und Harald Seidel. Sie übernahmen auch die Vorbereitung und Betreuung. Beide sind den Musikfans ja als Schlagzeugerin und Manager von den CRAZY BIRDS bekannt. Das Buch und Hartmuts Arbeit wird nicht nur von uns Konzertnomaden geschätzt, sondern auch von vielen Musikern. Dass sich, wenn jemand jahrelang fast jede Woche auf der Piste ist, auch reale Freundschaften zu Musikern entwickeln können, ist ein sehr schöner Nebeneffekt. Aber auch die vielen Freundinnen und Freunde sprechen eine eigene Sprache. Da kamen nicht nur die Wegbegleiter und Freunde aus Hartmuts Jugendzeit, sondern auch Freundinnen /Freunde, die Hartmut erst in den letzten 7 Jahren kennen und schätzen lernte. Sie nahmen für diesen Abend zum Teil weite Wege in Kauf. Sie reisten zum Beispiel aus Aschaffenburg, aus dem Brandenburger Land oder
aus dem Striegistal an. Ich bin mir sicher, dass für eine x-beliebige Mugge mitten in der Woche und bei den widrigen Wetterverhältnissen keiner von ihnen an diesem Abend nach Dresden gekutscht wäre. Freundschaften wärmen jedes Herz, auch mein eigenes. Die Stunden im Seelsorgezentrum gaben vielen Beteiligten dieses lebensnotwendige Wärmegefühl. Rund um den offiziellen Teil konnten sich Freunde endlich wieder in die Arme schließen und auch ausgiebig quatschen.
Die Bühne war längst angerichtet, als wir uns gegen 20.00 Uhr im Saal des Seelsorgezentrums einfanden. Die Plätze in den ersten Reihen hatte der Autor mit persönlich gehaltenen Schildern für seine engsten Freunde und Freundinnen reserviert.
Hartmuts Arbeitsplatz war liebevoll und durchdacht mit ein paar Erinnerungsstücken dekoriert. Eine Kerze mit dem Logo des Cäsar-Fanclubs Weggefährten brannte als Gruß für alle Musiker, Fans und Freunde, die nicht mehr unter uns weilen.
Die Veranstaltung wurde musikalisch von Hans Christian Schmidt und Mila Georgiewa umrahmt. Sie brachten uns ein paar Ausschnitte aus ihrem neuen Programm dar, welches im April Premiere haben wird. Wir durften gefühlvolle Songs hören, die nur mit dem Piano begleitet wurden und die durch die beeindruckenden Gesangsleistungen völlig neu erstrahlten
„Sorry Seems To Be The Hardest Word” von Elton John machte den Anfang und Mila Georgiewas Gesang sorgte gleich zum Anfang das erste Mal für Gänsehaut an diesem Abend.
De Frau hat ein Timbre in der Stimme, das einen förmlich umhaut. Hans Christian Schmidt unterstützte sie beim Refrain und die beiden gegensätzlichen Stimmen zauberten ein wunderschönes, nachdenkliches Lied in den Raum. Elton John reist mich eigentlich nicht gerade vom Hocker, aber diese Interpretation hatte einfach Spitzenklasse.
„Tom Traubert’s Blues“ von Tom Waits hat seine Wurzeln im bekanntesten Volkslied Australiens „Waltzing Matilda“. Rod Stewart machte diese Version einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und landete damit einen Welthit. Hans Christian Schmidt singt dieses Lied für mein Empfinden besser als Waits oder Stewart. Ich spürte bei seinem Gesang Leidenschaft und Seele.
Bei diesem Lied klingt H.C ähnlich wie Joe Cocker und er trifft mich mit seinem Gesang mitten ins Herz.
Liegt es am Neujahrssingen in Munzig, das Schmidt den alten Zwei Wege-Hit „Halt mich fest“ wieder ins Programm genommen hat. Auf jeden Fall hörten wir in Dresden eine ganz neue
und spannende Variante dieses Liedes, die besonders durch die weibliche Stimme beim Refrain und das Keyboardspiel neu klang. Ich könnte schwören, dass Mila bei einem Zwischenspiel die bombastischen Orgelklänge von Procol Harums „A Whiter Shade of Pale“ eingeflochten hat.
Apropos Procol Harum, zum Abschluss präsentierten uns Mila und Hans Christian ihre Fassung von „A Salty Dog“ und die war so schön, dass uns Zuhörern fast die Luft wegblieb. Das war ganz stark der Höhepunkt des musikalischen teils und gleichzeitig der offizielle Abschluss des Abends.
Aber mein Bericht endet an dieser Stelle noch nicht, denn da war ja noch ein Namenloser, der ein Buch geschrieben hat und darüber sprechen wollte. Eigentlich wechselten sich die Musiker und Hartmut den ganzen Abend über ab. Ich habe der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber die Musik hier in einem Guss beschrieben.
Der Herr Helms war sehr aufgeregt und zeigte viele Emotionen während seiner Beiträge. Ich fand das sehr schön, denn so konnten wir ihm etwas in die Seele schauen und gleichzeitig war das der Beweis dafür, dass da kein routinierter Profi vor uns saß, sondern einer wie du und ich. Ein Musikfan erzählte einfach aus seinem Leben und das machte er ausgesprochen gut. Hartmut sprach von Menschen und Ereignissen, die ihn geprägt haben. Aus jedem Wort, jeder Geste und jedem Stocken in der Stimme war ersichtlich, dass er voller Liebe und Dankbarkeit ist und viele Momente in diesen Stunden noch mal Revue für sich selbst sowie uns Zuhörer Revue passieren ließ. Vieles kannte ich schon, denn ich habe nicht nur sein Buch und seine Berichte gelesen, sondern auch schon viele Gespräche mit ihm geführt. Ich weiß, wie Hartmut tickt und in vielen wichtigen Ansichten zum Leben und zur Musik liegen wir auf einer Wellenlänge.
Dabei kann man in der Sache mit ihm aber auch trefflich streiten. Halbheiten und Oberflächlichkeiten sind ihm ein Gräuel. Auch das alles führte dazu, dass wir befreundet sind. Dafür bin ich dankbar.
Mit welcher menschlichen Wärme er im Seelsorgezentrum zum Beispiel von seinem Vater, seiner Musiklehrerin oder seinem schottischen Freund David sprach, hat mich ganz tief berührt. Bei seinen plastischen Erzählungen standen der kleine Junge mit der Geige oder der Jugendliche mit der Gitarre nahezu vor mir. Das Geheimnis um einige Erinnerungsstücke lüftete sich während Hartmuts Vortrag auch. Die Karte von den Orkneyinseln war ein Hinweis auf seinen schottischen Freund David, den er schon länger als seine Frau kennt. Der japanische Vorhang war ein Bezug zu seinem Vater. Während seiner Ausführungen präsentierte Hartmut auch das eine oder andere Foto /Plattencover und erzählte die entsprechende Geschichte dazu. Wir erfuhren, wie er Joe Cocker in Dresden 1987 live erlebte und wie er in den Besitz des Pressefotos mit dem Original-Autogramm von Cocker kam. Das Foto erhielt er übrigens von einer Tageszeitung, die damals eine Spendenaktion mit Sammlerstücken ins Leben rief. Dieses abgelichtete und unterschriebene Konterfei war für den Spender mit der wertvollsten Gabe bestimmt. Hartmut opferte dafür eine Schallplatte aus dem Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet und die Tageszeitung der FDJ „Junge Welt“ nahm diese damals gerne für den guten Zweck entgegen. Auch das war möglich in dem kleinen Land DDR.
Während Hartmut sprach, saß Hans Christian Schmidt neben ihm auf der Bühne und warf interessierte Blicke und Hartmuts Sammlerstücke, Natürlich war auch ein signiertes Fotos der Dresdner Band Zwei Wege dabei. Ein Schmunzeln legte sich in die Gesichter als H.C. die Dankesworte des Leiters des Volkspolizei-Kreisamtes Bad Liebenwerda an die Veranstalter der Rockmix-Konzerte in Elsterwerda bzw. Plessa vorlas. In schwülstigen Formulierungen waren die Behörden der DDR ja Weltmeister *g*;-). Die Anekdote mit den selbstgedruckten und nicht nummerierten Eintrittskarten für diese Veranstaltungsreihe fand ich auch denkwürdig. Üblich waren damals ja diese nummerierten Karten von der Rolle. Die Macher um Hartmut wussten damals aber nicht, dass man diese Schnipsel benutzen muss und haben einfach ihr eigenes Ding mit den Karten gemacht. Es ist gut möglich, dass das bei den Funktionären in Leipzig, Berlin oder Rostock nicht so durchgegangen wäre. Auch das war eine Besonderheit der DDR.
Hartmut war und ist ein großer Fan von The Who. Zu seinen Schätzen zählt eine sehr ungewöhnliche Biografie und Diskografie dieser Band, die die Familie seines schottischen Freundes liebevoll für ihn von Hand gefertigt hat. Das ist ein einmaliges Kleinod und David schrieb manche Rocktexte für seinen deutschen Freund mit der Schreibmaschine ab.
Der Elsterwerdaer hatte viel zu erzählen und sogar in der Pause war er von Zuhörern umringt.
Als H.C. Schmidt und Mila Georgiewa sich nach dem Schlusslied des Abends gemeinsam mit Hartmut verbeugen wollten, bat Hans Christian den Autor erstmal mit liebenswertem Nachdruck zurück auf die Bühne. Der Herr Helms in seiner Bescheidenheit hatte sich nämlich verkrümelt und wollte diesen schönen Moment den beiden Musikern allein überlassen. Doch diese Ehrung hatten sich alle 3 gemeinsam verdient: Gemeinsam ernteten sie dann auch den dankbaren und herzlichen Applaus der Zuhörer.
Gruß Kundi
RE: Lesung von Hartmut Helms "Mein Lebensgefühl ROCKMUSIK" am 21.02.13 in Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 30.04.2013 07:29von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Gruppenfoto mit Wodka und Waldmeister ( 21.02.2013 )
Manchmal weiß man später nicht mehr ganz so genau, wo und wie denn das Ganze nun eigentlich begonnen hatte, was der eigentliche Auslöser war. Beim Nachdenken stellt man dann fest, dass es nicht mehr wichtig ist, das noch zu wissen, sondern nur das, was sich daraus entwickelt und noch immer keine endgültige Form oder Inhalt gefunden hat. Es zählt der Augenblick, der eine Moment des Lebens, den es festzuhalten und zu genießen gilt und die Vorfreude auf den nächsten.
Das Gelände des Uniklinikums in Dresden ist so etwas wie eine kleine Stadt mitten in der Stadt. Deshalb hat ein kluger Kopf an den Beginn der Hauptstraße, dort, wo man früher eine Zugbrücke über den tiefen Graben hinunter gelassen hätte, eine Schranke mit Pförtnerhaus gesetzt. Zwei Freunde hatten mich hierher gelockt und ich hatte nichts dagegen, mit einem gestandenen Musikanten von ehemals ZWEI WEGE aus Dresden, zwei abendliche Stunden gestalten zu dürfen. Doch letztlich war es einfach nur einmal mehr der Spaß an der Musik, das Erleben derselben und das Erinnern daran, was man mit ihr so alles erleben kann.
Mir geht es diesmal also nicht darum, dass „Mein Lebensgefühl Rockmusik“ lesend und erzählend und an einem Tisch sitzend vermittelt werden durfte. Es geht mir auch nicht so sehr darum, die Stimme und die Darbietungen von HC SCHMIDT gebührend zu würdigen. Ich finde es schlicht des Erwähnens und Hervorhebens wert, dass es mitten im unwirtlich rauen Winter und zu später Abendstunde in diesen kalten Zeiten möglich ist, gewachsene Freundschaften zu pflegen. Koste es, was es wolle und egal wann und an welchem Ort auch immer. Das ist es, was einen solchen Abend einmalig werden lässt. Ob sich das Angela und Harald so vorgestellt hatten, als sie die Idee dafür aussprachen, glaube ich eher nicht, dass es aber so gekommen ist, das dürft ihr beide euch auf die Fahnen schreiben. Dass es auch diesmal wieder Flocken vom Himmel schüttet, wenn HH nach DD oder MEI, sprich Munzig, kommt, ändert daran überhaupt nichts.
Da kommt einer, der schon in den 1980-iger Jahren in der heimatlichen „STUBE“ von Elsterwerda den Rock’n’Roll und Liedermacherei gepflegt hat, um mit mir noch einmal in genau jene wilden Jahre des unbekümmerten Feierns einzutauchen. Falk lebt heute in Dresden und Andrea ist hier aufgewachsen. Sie hatte gerade einen Ausstellungsbesuch von YOKO ONO in Frankfurt am Main und ein Konzert der PLASTIC ONO BAND in Berlin in sich aufgesogen und hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, einen Besuch bei einem anderen Musikliebhaber anzuhängen und dem auch noch ein kleines Souvenir aus Berlin mitzubringen. Wir kennen uns beide noch nicht wirklich lange, aber wie so oft, ist es auch hier der Gleichklang von Musik und Gedanken, der uns zusammen geführt hat.
Da kommt eine, gerade dem Krankenhaus entflohen, die frischen Schnitte am Körper noch nicht verheilt und den Schock noch in den Gliedern und wünscht mir, der ich völlig gesund bin, einen „Guten Abend“ und strahlt dabei, als wäre es gerade Weihnachten und die Bescherung stünde bevor.
Mit dem Besuch von Petra hab’ ich wirklich nicht gerechnet, aber sicher ist das auch Teil einer ganz eigenen Therapie und das finde ich schon sehr bemerkenswert. Ich bin Jolina, der blonden Schönen aus Klotzsche, sehr dankbar, dass sie gemeinsam mit Petra den Weg in das Seelsorgezentrum der Universitätsklinik gefunden hat, wenn auch aus einem anderen Grund, als der, den der Name des Ortes vermuten lässt.
Da kommt eine, die ich ansonsten aus dem Kreise von CÄSAR’s Weggefährten kenne, und dann bringt Annette aus dem benachbarten Radeburg auch gleich noch die halbe Familie mit. Sich bei diesem Wetter in ein Auto zu setzen und sich auf die glatt verschneite Piste zu begeben, ist alles andere, als eine kleine Spazierfahrt. Diesen Ritt über verschneite Hügel und durch glatte Talsenken hat sich auch mein Freund Kundi angetan und mich mit seinem strahlenden Lachen erfreut. Wir kennen uns nun schon einige Jahre, aber so ein Abend mit einem Bierchen in der Hand, mit vielen der bekannten Gesichtern rings umher, ist dann schon etwas ganz besonderes, wenn man den Gleichklang der Gedanken scheinbar mit den Händen zu fassen vermag. Internet – tolle Sache, gelebte ehrliche Freundschaft – nichts, was mir in diesem Umfeld wichtiger wäre!
Da kommt einer und bringt gleich noch seine eine mit, auf deren extra für diesen Abend gefertigten Zettel ich eine Unterschrift setzen darf, die alles andere, nur kein Autogramm ist. Ein wenig Stolz hab’ ich dabei schon empfunden. Danke, liebe Kerstin, dass Du einen Text von mir auserwählt hast und DANKE Uli, dem Waldmeister, dass ihr beide doch tatsächlich den langen Weg von Rand-Bärlin in die Sachsenmetropole auf euch genommen habt. Einen Moment blieb mir fast die Spucke weg, doch dein allgegenwärtiges Lachen hat schnell wieder Normalität einkehren lassen.
Und dann ist da noch eine, die schöne und glaubhafte Geschichten zu schreiben weiß. Die Mary ist Dresdens beliebtester Musikfreak und außerdem eine, die mal schnell nebenbei ein paar Wahrheiten gucken lässt, auch wenn sie unangenehm sein mögen. Die Kleine ist eine besondere Person und das auch deshalb, weil sie einem alten Zausel in schweren Zeiten nie die Freundschaft gekündigt hat. Nein, nicht der aus EE ist gemeint, sondern einer, der es nicht immer leicht hatte und es sich selbst manchmal geradezu schwer macht, um dann doch wieder einfach nur er selbst zu sein. Auch wenn es in den Gliedern schmerzt. Also staune ich, als hinter der kleinen Mary der große Wodka auftaucht und einfach nur auf seine ganz eigene Weise lacht, obwohl er gerade eine Anreise aus Aschaffenburg (!!) hinter sich gebracht hat. Es ist auch der seltene Moment, da ein Mann einem anderen Mann einen Strauß Blumen überreicht und auch noch die passenden Worte für den Bruder im Geiste findet. Da war ich einfach nur noch „Baff“. Gruppenfoto mit Waldmeister und Wodka im Doppelpack und keiner war besoffen, höchsten trunken vor Freude. Noch Fragen?
Auch einige andere Interessierte haben den Weg hierher gefunden. Darunter ein paar, die ich inzwischen gut kenne und sogar ein Liedermacher, den man aus DDR - Zeiten des Singens frecher politischer Lieder in guter Erinnerung hat. Sie alle waren da, um HC Schmidt mit seiner Partnerin Mila Georgiewa singend und musizierend zu erleben und vielleicht auch, um ein wenig meinen Worten zu lauschen, die ich zwischen die faszinierende Melodie der „Waltzing Mathilda“, dem Klassiker „Halt mich fest“ und einer wunderbaren Version von „A Salty Dog“ sprechen durfte.
Als dann alles vorüber und die Kerze für CÄSAR erloschen war, gab es noch Gespräche am Rande über die eigenen kleinen Geschichten, die man in sich verbirgt. Einer sagte mir, ich hätte ihn an seinen Vater erinnert und ihn auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt, als ich aus meinem Leben sprach. Schöneres kann nicht passieren und die Frage, woher ich denn nun wirklich meine Platten hätte, wurde unwichtiger denn je. Die Frage steht nicht für den, der Geschichte kennt, statt etwas vom Hörensagen zu glauben. Deshalb und weil ihr alle gemeinsam, mich inbegriffen, so eine wunderbare Truppe seid, ist aus diesem Abend ein schönes Erlebnis geworden. Euch allen sage ich gern DANKE und auch jenen, denen die Grippe den Hut vom Kopf nahm, um wie Tina in einem Bett sich auskurieren zu müssen.
Wir sehen uns sicher zu einem späteren und ebenso schöne Abend wieder, wenn eine Idee, die gestern in der „Runde der Verrückten“ geboren wurde, Gestalt annehmen sollte. Spätestens dann, und wenn es in Munzig keine Flocken schneien wird, sehen wir uns zum Gedankenaustausch und Feiern wieder. Es wird schön werden, aber mindestens so herzlich, wie im Seelsorgezentrum für Musikliebhaber und alte Rocker in Dresden. Auf das neue Gruppenfoto darf man schon jetzt gespannt sein.
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
RE: Lesung von Hartmut Helms "Mein Lebensgefühl ROCKMUSIK" am 21.02.13 in Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 02.05.2013 21:47von Mary • | 327 Beiträge | 726 Punkte
Als der Termin zur Lesung „Mein Lebensgefühl Rockmusik“ feststand, wusste ich sofort, da werde ich dabei sein. Mein Interesse galt Hartmuts Ausführungen zum Buch, doch ebenso freute ich mich auf die Musik von H. C. Schmidt und seiner Begleitung Mila Georgiewa. Hatte ich doch die beiden schon mehrmals zusammen erlebt und finde, was sie tun, einfach wunderbar.
Zwei Tage vor dem angesetzten Termin erreichte mich ein Anruf: „Was machst du am Donnerstag, 21.02.?“
„Da gibt es doch keine Frage…“ war meine Antwort.
Ich werde im Seelsorgezentrum sein und etwas, wenn auch anders als an diesem Ort üblich, für meine Seele tun.
„Mein Zug kommt 15:59 Uhr in Dresden Neustadt an“, klang es am anderen Ende der Telefonleitung.
Und so machte ich mich dann natürlich am Donnerstagnachmittag auf, um einen weitgereisten Freund abzuholen.
Der Zug verließ den Bahnhof bereits wieder und ganz hinten am Ende des Bahnsteigs stand er, wie immer gegen alle Regeln verstoßend, weil rauchend…, Wodka.
Zusammen suchten wir seine Pension und freuten uns dort bei einem Getränk diebisch auf Hartmuts Gesicht.
Denn dass Wodka angereist war, wusste Hartmut nicht. Ich hatte striktes Verbot etwas zu verraten.
Es trat ein, was ich mir im Stillen schon gedacht hatte, die beiden so unwahrscheinlich unterschiedlichen Männer,
die mehr als einmal miteinander aneckten, lagen sich in den Armen.
Hartmut fand schwer Worte, Wodka, der alte Querkopf, überreichte rührend ungelenk einen Blumenstrauß für Evi, Hartmuts Frau…
Ich weiß nicht, ob ihr wirklich nachvollziehen könnt, welche Herzlichkeit von diesem Augenblick ausging.
Hier trafen sich nach Jahren zwei „Weise“ der Musik wieder und es war, als wären sie nie getrennt gewesen.
Ihr Herz schlug immer noch im gleichen Takt, im Takt der Rockmusik.
Nach und nach füllte sich der Raum des Seelsorgezentrums, viele waren mir bekannt,
einige bezeichne ich als Freunde, Petra, Jolina, Kundi…
Liebevoll hatte Hartmut für seine „Fans“ von denen er wusste, dass sie dabei sein werden, Platzreservierungen geschrieben.
Für jeden einen ganz privaten, sehr treffenden kurzen Text.
Die erste Reihe war natürlich reserviert für den „Club der Verrückten“! Wodka bekam, weil „unangemeldet“, Tinas Stuhl. Der arme “behütete“ Wirbelwind in Sachen Musik musste auf dieses Event verzichten, da sie krank geworden war.
Gute Besserung an dieser Stelle, liebe Tina!
Dass Petra hier erschien, ist für mich ein kleines Wunder. Auch dir von Herzen alles Gute!!!
Aufgeregt war er, der Hartmut, das sah man ihm an. Aber ich war mir sicher, er wird seine Sache schon machen.
Irgendwann nahm Mila Georgiewa ihren Platz an den Tasteninstrumenten ein und begann mit wunderbarer Stimme voller Hingabe „Sorry seems to be the hardest word“ von Elton John zu singen.
Dass sie lächelnd noch besser wirkt, wird sie irgendwann lernen.
Dann merkt auch das Publikum, dass ihr diese Musik Spaß macht.
Denn dass sie dabei Spaß hat, das weiß ich.
Den Refrain begleitete H.C. Schmidt zurückhaltend, aber voller Hingabe, wie nicht anders von ihm gewohnt. Ein wunderschöner Auftakt zu diesem Abend.
Hartmut begann mit leicht zitternder Stimme zu lesen, leise, viel zu leise, wie auch H.C. bemerkte, der sofort zur Technik Zeichen gab und das Mikro richtete. Fast meinte ich zu Anfang, Hartmut würde liebend gern über die Zeilen „rennen“. Erst allmählich wurde er ein wenig „ruhig“, wurde gelöster. Vor allem, als er frei sprach und erzählte, fand er seinen Rhythmus und die Ruhe, die man zu solch einem Abend braucht. HH aus EE ist bekannt in der Musikszene, aber eben keine „Rampensau“…
Er hatte so unwahrscheinlich viel erlebt! An vielem hing sein Herz, er ließ uns teilhaben und so erlebten wir, wie ein gestandener Mann, Tränen der Rührung wegwischen musste, die Stimme fast brach, als er von seinem Vater sprach und von Cäsar… Vom Vater geprägt und in jeder Weise unterstützt, setzte Hartmut seine ganze Kraft für das ein, was zu seinem Leben wurde, Musik.
Falk, sein Freund aus „alter Zeit“ war anwesend, er saß wenige Plätze von mir und ich sah, wie er zu vielem, was Hartmut erzählte, nickte, manchmal ein paar Worte einwarf. Manches erscheint in der heutigen Zeit fast unwirklich, was dort in Elsterwerda auf die Beine gestellt wurde. Warum nur habe ich nicht in Elsterwerda gewohnt… ?!
Unzählige Konzertkarten, Fotos, Autogramme und Schallplatten hatte HH aus EE mitgebracht, darunter diverse Raritäten, die so manches Sammlerherz höher schlagen ließen.
Er zeigte sie bereitwillig und man durfte sie in der Pause auch „anfassen“.
Eine Pause ist ja ein wenig zum „Abschalten“ gedacht. Ich glaube HH kam hier nicht dazu.
Er wurde umringt, in „Beschlag genommen“, gab freundlich Auskunft auf alle gestellten Fragen.
„Waltzing Matilda“ sang H. C. Schmidt begleitet von Mila. Und ich hatte wieder einmal Gänsehaut. Dieser Vortrag ist für mich immer das Highlight eines „H. C. – Konzertabends“ und auch hier und heute entführten mich diese Töne in meine ganz eigene Traumwelt. „I Never Talk to Strangers“ einst gesungen von Tom Waits und Bette Midler, klang hier ganz anders, als Mila und H.C. den Song zum Besten gaben. Fast möchte ich mich Hans Christian Schmidt anschließen, der zu Beginn meinte, Mila’s Version gefiele ihm besser. „Halt mich fest“, der „Zwei Wege-Titel“ klang mit Mila’s Backgroundgesang einfach wunderbar, ja Kundi, du hast Recht, da waren Töne von „A Whiter Shade of Pale“ enthalten und das, das rührte mich zu Tränen…, einfach weil ein langes Stück Vergangenheit auf der Bildfläche erschien. Gespannt kann man auf das neue Programm von H.C. und Mila sein, welches sich der „Musikalische Wahn-Sinn“ nennt. Den Titel daraus: „A Salty Dog“ durften wir an jenem Abend schon live erleben. Es gab nach dem Ruf nach Zugabe auch eine Meinung: „Lasst doch Hartmut singen…“, Alteingesessen wissen sofort von wem dieser Einwurf kam! Zum Glück war nur EINER dieser Meinung. Zum Glück „gewann“ diese eine Stimme nicht! Procol Harum, die britische Rockband war ein bedeutender Teil meiner Jugend, H. C. und Mila holten tief in mir verborgene Gefühle hervor…. Ein Abend voller Eindrücke, Erfahrungen und Emotionen ging mit diesem Song zu Ende.
Kundi und auch Harmut haben den Abend so wunderbar beschrieben, ich möchte nicht unbedingt wiederholen, was ihr schon lesen konntet.
Zur Lesung/Erzählung zum Buch: „Mein Lebensgefühl Rockmusik“ nur noch so viel, ich bin froh, dass Hartmut den Mut, die Energie und Nerven aufgebracht hat, dieses Buch zu schreiben.
Mein Herz schlägt, wenn auch laienhaft im Vergleich mit ihm, im gleichen Takt.
Ich will bewahren, was „unsere Musik“ war, möchte diesen und jenen aufmerksam machen,
möchte zeigen, wie wir reagierten auf die „Weltmusik“ und
möchte animieren, auch einmal unbekanntes Terrain der Musik zu konsumieren.
Manchmal, manchmal kommt ein „Aha-Effekt“.
So wie bei mir, bei Haase, Blues… und, und, und…
Danke Wodka, danke Hartmut, danke Kundi, dass ihr mich immer wieder „geschubst“ habt!
HH aus EE, wie er sich irgendwann einmal selbst benannte, zeigte bei „seiner Veranstaltung“ viel Herz,
Herz, das in dieser unwirtlichen Welt an mancher Stelle einfach fehlt. Herz, das irgendwo auch nur noch im Wege sein kann, Herz, das so viele nicht haben.
Danke Hartmut, dass Du genau so bist. Der Abend mit Dir, H.C. und Mila war wunderschön.
Mit Kundi, Falk und Wodka machte ich mich auf den Heimweg, HH fuhr hupend an uns vorbei, die Blumen für Evi und sicher viele Emotionen im Gepäck.
Am „Papagei“ verabschiedete ich mich von Wodka, den so viele nur als kauzigen Meckerer kennen.
Ich habe hinter die Fassade gesehn, leider müht sich heute kaum einer, eine Tür aufzuschieben, deren Riegel verrostet ist, um zu schauen, was dahinter steckt. Ich habe es getan und weiß, gut versteckt, ist Wodka ein wahrer Freund. Wer nur auf Äußerlichkeiten achtet, wird das nie erkennen.
Nun hatte ich die Wahl, Warten bis eine Bahn der DVB kommt oder nach Hause laufen. Ich entschied mich für letzteres. Meine Gedanken bekamen Flügel… Ich konnte den Konzertabend auf diesem Heimweg auf eine ganz eigene Art verarbeiten…
"Ihr lacht weil ich anders bin. Ich lache, weil Ihr alle gleich seid."
Kurt Cobain
RE: Lesung von Hartmut Helms "Mein Lebensgefühl ROCKMUSIK" am 21.02.13 in Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 21.12.2014 19:17von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Heute hatte mein kleines Büchlein vom "Lebensgefühl Rockmusik" seinen 3. Geburtstag. Ich möchte allen danken, die sich mit mir darüber gefreut haben und auch all denen, bekannt und unbekannt, die ihr Vergnügen damit hatten oder noch haben. DANKE und für mich war's das dann auch. Kapitel abgeschlossen!
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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