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Nazareth und Uriah Heep-zwei Rocklegenden am 24.04.12 in Dresden
Nazareth und Uriah Heep-zwei Rocklegenden am 24.04.12 in Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 29.04.2013 06:26von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Von meinem Jugendweihegeld kaufte ich mir im Frühjahr 1979 meinen ersten Kassettenrecorder. Es war eigentlich ein unansehnliches Ding, welches wegen seiner Form und seiner olivgrünen Farbe in Jugendkreisen auch gerne abschätzig als Panzerkettenglied bezeichnet wurde. Aber egal, ich hatte meine erste eigene Heule und ich konnte endlich selber Musik nach meinem Geschmack aufnehmen. Das war für mich so ein einschneidendes Erlebnis, dass ich noch heute weiß, welche Lieder ich mir damals zuerst besorgte. Eine meiner ersten Musikkassetten enthielt unter anderem internationale Songs von Smokie („In The Heat of the Night“), Jethro Tull („Lokomotiv Breath“), Frank Zander („Der Ur-ur-Enkel von Frankenstein“), Glitterband(„Angelface“), Uriah Heep („Lady in Black“) und Nazareth( „Love Hurts“) Das ging mir gestern durch den Kopf als Lissi mich nach Dresden chauffierte.
Nazareth und Uriah Heep spielten im „Alten Schlachthof“ und mein Schwesterherz hatte für dieses Konzert 2 Eintrittskarten bei einem Radiosender gewonnen. Beide Bands zählen unbestritten zu den Pionieren des Hard Rocks. Sie haben viele Musiker beeinflusst und sie waren damit auch Wegbereiter des modernen Heavy Metals. Ich mag eigentlich beide Formationen, aber Uriah Heep sogar ein bisschen mehr als Nazareth. Nun rollten wir also auf den „Alten Schlachthof“ zu. Das war endlich mal ein Lichtblick in diesem Monat. Obwohl ich derzeit mit einem sagenhaften Fatschauge wegen eines Gerstenkorns und einer allergischen Reaktion auf die erste von der Augenärztin verordnete Salbe gestraft bin, hatte ich richtig Bock auf Rock und einen Schönheitswettbewerb wollte ich and diesem Abend sowieso nicht gewinnen.
Die große der beiden Konzerthallen im Schlachthof war knüppeldicke voll und das an einem Tag mitten in der Woche. Die alten Hardrock-Helden ziehen die Fans immer noch magnetisch an. Erinnerungen an mein erstes Uriah Heep-Konzert Mitte der achtziger Jahre in der Stadthalle Suhl kamen in mir hoch. Ich freute mich wie Bolle auf Mick Box & Co. Die Luft in der Halle war schon vor der Mugge heiß, trocken und stickig. Aber die Leute waren alle bei bester Laune und warteten geduldig auf die beiden Bands. Für die Helden seiner/ihrer Jugend nimmt Mann/Frau auch schon mal längere Fahrten und auch längere Wartezeiten in Kauf
Natürlich war der überwiegende Teil der Anwesenden ab 45 Jahren aufwärts und man spürte überall nur die pure Vorfreude. Als das Licht in der Halle erlosch brandete kurz erster Jubel auf. Zu den dudelsackmäßigen Klängen des Intros kamen die Musiker der schottischen Band Nazareth auf die noch dunkle Bühne. Als das Bühnenlicht anging und die Musiker loslegten, kannte der Jubel das erste Mal an diesem Abend kaum Grenzen. Besser kann es eigentlich nicht werden, sollte man meinen. Doch das war weit gefehlt, da ging noch viel mehr. Das Publikum war phantastisch gut drauf und steigerte sich im Laufe des Konzertes sogar noch.
Die beiden Nazareth-Urgesteine Dan McCafferty(Gesang) und Pete Agnew(Bass) sowie Gitarrist Jimmi Murrison und Schlagzeuger Lee Agnew spielten eine reichliche Stunde.Die Fans bekamen in dieser Zeit natürlich auch einige der größten Hits zu hören und schwebten besonders bei den Balladen „Dream On“ und „Love Hurts“ im siebenten Himmel. Da glänzten viele Augen im Saal und viele erinnerten sich mit einem Lächeln sicher an die Feten ihrer Jugendzeit. Dan McCafferty’s sirenenartige, zeitweise kreischende Stimme kann immer noch Mark und Bein erschüttern. Dieses Sangesorgan ist unverkennbar und man verbindet es natürlich mit Nazareth. Nur zum Ende hin schien die Kondition des Sängers bei höheren Tönen ein wenig nachzulassen, aber das nahm ihm keiner übel. Das bluesige „Whiskey Drinkin’Woman“ und die knallharte Rocknummer „This Flight Tonight“ wurden natürlich vom Publikum ordentlich abgefeiert. Bei „Hair of the Dog“ griff Meister McCafferty zum Dudelsack. Übrigens fiel mir es erstmals auf, dass diese Dudelsackmelodie sehr stark an die Dudelsackeinlage bei AC/DC’s „It’s a Long Way To The Top“ erinnert. Die ganze Band war Spielfreude pur. Frontmann Dan McCafferty machte seinen Job sehr ruhig und unaufgeregt Er agierte dabei aber wunderbar mit dem Publikum. Ja, die herren haben den Ruf einer hardrock-Legende nicht umsonst. Was da von der Bühne an Gitarrensolos, Basstönen und Schlagzeug-Gewitter runterkam war schon kraftvoll und rockig. Natürlich wurde Nazareth für den Auftritt gefeiert und es wurde auch kräftig um Zugaben gerufen. Die Herren ließen sich natürlich nicht lange bitten und kehrten gerne für runde 10 Minuten auf die Bühne zurück.
Die Umbaupause folgte, das Nazareth-Banner wurde gegen das Uriah Heep-Banner getauscht. Mehrere Techniker waren mit Umbau sowie Soundcheck beschäftigt und die Spannung in der Halle stieg von Sekunde zu Sekunde weiter. Es knisterte förmlich um einen herum und in mir selbst kribbelte es auch sehr angenehm. Alles wartete auf Uriah Heep und endlich durfte die Vorfreude in Freude umschlagen. Uriah Heep wurde mit einem regelrechten Jubelorkan empfangen und für die nächsten ungefähr 90 Minuten schwebten Band und Publikum im Hardrock-Himmel. Die alten Haudegen auf der Bühne zogen alle Register und wir erlebten einen gnadenlos geilen Gig. Nach meinem Geschmack stimmte da einfach alles. Der Sound war angenehm verständlich, man hörte die einzelnen Instrumente ordentlich und auch die Lautstärke haute hin. Bernie Shaw, die Stimme und der Frontmann von Uriah Heep, fegte wie ein Derwisch über die Bühne und er strahlte oft übers ganze Gesicht. Da konnte man nur staunen, dass Bernie bei dem Pensum auch noch so kraftvoll singen konnte. Der Junge hatte ganz deutlich sichtbar seinen Spaß und die ganze Halle fraß ihm förmlich aus der Hand. Wow, wow und nochmal wow! Dieses Konzert habe ich jede Sekunde genossen. Es sind auch die kleinen Sachen, die einen Uriah Heep-Gig so unverwechselbar machen, der saubere Satzgesang der Band zum Beispiel oder die wohlklingenden Keyboard-Teppiche von Phil Lanzon. Mir gefällt auch wie Mick Box Gitarrenspiel zelebriert. Zeitweise spielt er einhändig auf den 6 Saiten und mit der freien hand „fängt“ er unsichtbare Töne“ in der Luft und führt sie dann seinem Instrument zu. Das sieht zugleich spektakulär und lustig aus. Trevor Bolder am Bass und Drummer Russell Gilbrook zimmerten ein mörderisch strammes und solides Rhythmus-Fundament.
Die Setlist enthielt neben den Hits auch ein paar Stücke vom aktuellen Album „Into the Wild“. Aber bei den alten Perlen wie „Sunrise“, „Gypsy“, Look at Yourself“ schwappte die Begeisterung fast über. Die Über-Hymne „Lady in Black“ sorgte dann für minutenlange Gänsehaut. Das war einfach gigantisch, wie das Publikum mitgesungen hat und als die Band die Bühne verlassen hatte minutenlang „ahaha ahaha ahaha“ sang und rhythmisch klatschte.
Zur fälligen Ehrenrunde war dann Headbanging angesagt. Dafür holten sich die Musiker aus dem Publikum Verstärkung auf die Bühne und bei „Easy Livin’“ wurde gemeinsam kräftig abgerockt.
Das Hardrock-Denkmal Uriah Heep ist höchst lebendig und weitere Konzertbesuche meinerseits sind höchstwahrscheinlich. Die Band spielt ja mehr oder wenig regelmäßig in deutschen Landen …und das ist auch gut so ;-).
Gruß Kundi
Fotos Nazareth
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