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WunderbunTd & Jörg Simmat FRANZISKUS - Rockpoem 10.05.14 St. Matthäi - Kirche Leisnig
WunderbunTd & Jörg Simmat FRANZISKUS - Rockpoem 10.05.14 St. Matthäi - Kirche Leisnig
in Konzertberichte 2019 und älter 11.05.2014 21:06von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Auf dem Zettel hatte ich das Rockpoem FRANZISKUS mit dem Schauspieler Jörg Simmat und der Band WunderbunTd schon lange, eigentlich schon so lange wie ich die Hörbuch-CD des Rockpoems besitze.
Trotzdem war das für dieses Wochenende meinerseits gar nicht vorgesehen. Gestern kurz nach dem Mittagessen las ich bei Facebook dann die Einladung der WunderbunTd(-en) für Kurzentschlossene und mein Bauchgefühl hatte beim Lesen schon die Entscheidung getroffen.
Ich fuhr dann also rechtzeitig in die Kirche Sankt Matthäi nach Leisnig. Ich wusste ja auf was ich mich einlasse und freute mich schon auf die Aufführung. Schauspieler und Band enttäuschten mich dann selbstverständlich nicht. Hier sind ein paar erste Fotos. Demnächst gibt es mehr Bilder und höchstwahrscheinlich wird auch ein kleiner Bericht von mir gezimmert werden. Aber das mache ich ganz in Ruhe.
Habt also bitte Geduld mit mir
Gruß Kundi
RE: WunderbunTd & Jörg Simmat FRANZISKUS - Rockpoem 10.05.14 St. Matthäi - Kirche Leisnig
in Konzertberichte 2019 und älter 16.05.2014 16:33von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Der erste Teil meiner "WunderbunTd(-er) Franziskus in Leisnig" - Saga ist fertig
Ich glaube, das wird ein abendfüllendes Werk, denn wir haben als Forum mit Niveau auch so etwas wie einen Bildungsauftrag und diesem Thema stelle ich mich als Schreiberling auch
Mir schwirren mal wieder ganz viele Gedanken durch den Kopf, aber ich kann sie leider nicht alle festhalten bzw. abrufbar speichern. Deshalb ist mal wieder zu befürchten, dass dieser Bericht völlig ungeordnet und vielleicht auch wieder etwas zu lang wird. Ein richtiges Konzept für diesen Bericht habe ich sowieso noch nicht. Ja, ich höre jetzt schon einige Leser bzw. Leserinnen leise und lächelnd murmeln, "Kundi, das sind wir doch von dir gewöhnt". Der Gedanke gefällt mir sogar und ich weiß, dass genau diese Leute meine Schreibereien regelmäßig lesen.
Ich mag Kirchen. Allerdings bin ich nicht religiös. Diese Sakralbauten interessieren mich als Meisterwerke der Baukunst und Gebäude der Geschichte. Das schließt andere Bereiche der Bildenden Kunst wie Malerei, Bildhauerei oder Schnitzerei, die in diesen Gotteshäusern zu sehen sind, mit ein. Auch als Orte der Ruhe und Besinnung kann ich Kirchen etwas abgewinnen. Trotzdem besuche ich Kirchen nicht gerade oft und schon gar nicht regelmäßig. Das muss schon irgendwie passen für mich, entweder von meiner Stimmung her oder von der Neugier auf bisher unbekannte Gotteshäuser her. Konzertbesuche in Kirchen gehören noch viel seltener zu meinen Präferenzen. Ich kann mich da aus dem Stehgreif nur an 2 AufSturz-Muggen in der Kirche zu Barleben erinnern und die sind auch schon wieder ewig her.
Aber als ich Sonnabend nach dem MIttagessen in meinem Bürosessel flätzte und eigentlich schon kurz vor dem Suppenkoma ( das in unserer Familie traditionell am Sonnabend eigentlich immer nur ein Spaghetti-Koma sein kann) war, sehen meine müden Augen noch, kurz bevor sie zufallen wollten, beim "Gesichtsbuch" im weltweiten Datennetz die Ankündigung der WunderbunTd(-en) für Kurzentschlossene.
Zack, da war der Kundi wieder wach. Das Rockpoem Franziskus an diesem Tag, in der Nähe(na ja, was unsereiner so Nähe nennt, sind 125 Kilometer einfache Strecke gewesen) und noch dazu zu einer total günstigen Zeit , da brauchte ich nicht lange überlegen, denn mein Bauch hatte die Entscheidung längst getroffen. Das Spaghetti-Koma fiel vorsichtshalber aus und ich schrieb erstmal einen älteren Konzertbericht (electra 26.04.14 im OKV Ebersbach) fertig. Danach machte ich mich ganz in Ruhe landfein und bald sah man mich auf der grauen Piste, die sich Autobahn nennt.
Das Ziel hieß St. Matthäi - Kirche zu Leisnig und der elektronische Kutschenführer wies mir zuverlässig den Weg. Das Kleinstädtchen machte auf mich nicht nur auf den ersten Blick einen verschlafenen Eindruck. 30 Minuten vor Beginn stand ich vor der Kirchentür. "Tritt ein in den Dom" summte es in meinem Kopf. Da wirkte in meinem Oberstübchen wohl das letzte electra-Konzert noch etwas nach. Zögerlich, leider sehr zögerlich fanden die Menschen den Weg in dieses evangelische Gotteshaus. Der Eindruck der verschlafenen kleinen Stadt verfestigte sich auch dadurch bei mir. Trotzdem sicherte ich mir sofort einen günstigen Sitzplatz in der ersten Kirchenbankreihe.
Es war schon auf dem ersten Blick zu sehen, dass hier mehr als das gewöhnliche Konzert einer x-beliebigen Rockband stattfinden würde. Das war schon am Bühnenaufbau bzw. Bühnenbild und an einigen Requisiten zu erkennen. Im Vordergrund lagen ein paar flache Steine, die sich später als Grabsteine darstellten. Ein vorhandenes Taufbecken an ziemlich zentraler Stelle wurde unproblematisch in das Bühnenbild integriert und später auch zeitweise vom Schauspieler als Ablage/Tisch benutzt. Am rechten und linken äußeren Ende der Bühne stand jeweils ein würfelförmiger gelber Stein. Weiter hinten erkannte man so etwas wie eine Gebäudewand mit großen Öffnungen für Fenster und Türen sowie eine Kirchenglocke. Es war auch ein durchsichtiger Vorhang aus schwarzen Gardinenstoff zu erkennen. Diese Wand teilte im Prinzip die Bühne in einen vorderen und in einen hinteren Bereich. Die Instrumente und die Anlage der Band standen diesmal nicht im Vordergrund, diesen waren hinter dem schwarzen Gardinenvorhang zu erkennen.
Wo WunderbunTd ist, sind im Normalfall auch die Lieder von TSS, Rio Reiser und WunderbunTd nicht weit. An dieser Stelle wir mal einen Schnitt und ich versuche mal etwas Licht in das Dunkel Rockpoem Franziskus zu bringen. Der heilige Franziskus (auch bekannt als Franz von Assisi) ist der Namensgeber und die zentrale Person des Stückes, welches aus 5 szenischen Franziskus-Monologen besteht. In der Rolle des Franziskus fungiert der Schauspieler Jörg Simmat. Zwischen den gesprochenen Beiträgen spielt WunderbunTd einige Lieder von TSS, Rio Reiser und eigene Lieder. Als Leitmotiv tauchte in der ganzen Vorstellung aber auch immer wieder mal der "Sonnengesang" des Franziskus auf. Dieses gesungene Halleluja mit mehreren Strophen ist ein Loblied auf die Schöpfung und der Dank an Gott dafür. Eigentlich ist der "Sonnengesang" ein gesungenes Gebet, das übrigens wirklich Franz von Assisi geschrieben hat. Die letzte Strophe soll er noch auf dem Sterbebett verfasst haben.
Der geneigte und vielleicht noch unkundige Leser bzw. die unkundige Leserin werden sich jetzt die Frage stellen. Rio Reiser und Franz von Assisi? Geht das überhaupt? Was haben die denn miteinander zu schaffen? Die haben sich nie getroffen, denn sie lebten zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten. Und ob das geht. Mann oder Frau muss kein Religions- / Religionsgeschichtsexperte sein, um das Rockpoem Franziskus zu sehen. Die Monologe und die Musik können auch so die Zuhörer erreichen und tun das auch. Ich habe aber für mich festgestellt, dass sich mir manches in dem Poem erst richtig erschloss, weil ich mich mit Leben und Wirken des Heiligen Franziskus beschäftigt habe. Da ich die Hörbuch-CD des Stückes schon seit dem Erscheinen besitze, hatte ich dazu auch mehr als einmal die Gelegenheit. Ich wusste vorher nicht viel von Franz von Assisi, außer das er der Gründer des Franziskaner-Ordens war. Es hat mir aber viel Freude bereitet, die Wissenslücke zu verkleinern. Dümmer bin ich davon auch nicht geworden.
Der Heilige Franziskus und Rio Reiser waren jeweils zu ihrer Zeit Unangepasste. Sie waren beide Idealisten und zugleich Suchende nach dem Sinn des Lebens. Beide hatten jeweils ihre Vision von einem ihrer Ansicht nach erfüllten Leben und beide konnten auf ihre Art auch Menschen begeistern, Franz von Assisi tat das als Geistlicher und Rio Reiser als Musiker. Die Mächtigen sah in ihnen Störenfriede der bestehenden Ordnung. In deren Augen ging von beiden eine Gefahr für das jeweils bestehende Herrschaftssystem aus. Franziskus und Rio hatten beide auch so etwas ein soziales Gewissen. Besitz und Reichtum war nicht ihr Lebenszweck. Übrigens gab es in der rund 2000 jährigen Geschichte der Katholischen Kirche grob über den Daumen gepeilt rund 300 Päpste. Davon waren einige auch sogenannte Gegenpäpste. Jetzt kommt die große Frage für euch: Wie viele von ihnen wählten den Amtsnamen Franziskus? Wir wissen, dass es zum Beispiel 16 Päpste gab, die den Namen Benedikt wählten. Auch den Namen Johannes Paul trugen mehrere Bischofe von Rom. Der jetzige Papst ist der erste in der langen Geschichte des Papsttums, der sich für den Namen Franziskus entschied. Das lässt meiner Meinung nach tief blicken, Auch wenn der Orden der Franziskaner offiziell von Rom anerkannt wurde und Franziskus nach seinem Ableben auch heilig gesprochen wurde, in Würdenträgerkreisen scheint er mit seinen Vorstellungen von einem gottesfürchtigen und enthaltsamen Leben in Armut nicht gerade beliebt gewesen zu sein.
Franziskus wurde im Jahr 1181 oder 1182 geboren. Es war ihm nicht in die Wiege gelegt, dass er mal ein Mann des absoluten Glaubens wurde. Franz von Assisi stammte sogar aus reichem Hause. In jungen Jahren führte er ein sehr lockeres Leben. Er feierte gerne und gab auch gerne seinen Freunden einen aus. Franz träumte davon Ritter zu werden. Als Bewaffnete seiner Stadt Assisi die Nachbarstadt Pergia angriffen, war er dabei. Die Schlacht war aber für die Leute aus Assisi nicht gerade erfolgreich. Der Tuchhändlersohn Franziskus geriet in Gefangenschaft und saß über ein Jahr im Kerker. Nachdem sein Vater ein Lösegeld gezahlt hatte, kam Franziskus frei. Aber er war zu diesem Zeitpunkt krank und innerlich total zerrüttet. Noch aber hielt er an seinem Traum, das Leben eines angesehenen Ritters zu führen, fest. Ja, er machte sich sogar auf den Weg in die nächste Schlacht. Er wollte in Süditalien papsttreuen Truppen beitreten. Aber das Leben des jungen Streiters nahm einen ganz anderen Verlauf. Im Traum soll ihm Gott erschienen sein, der ihn aufrief sich in seinen Dienst zu stellen. Das alles war so um das Jahr 1205 oder 1206.Ungefähr in dieser Zeit beginnt auch das Rockpoem Wir können also davon ausgehen, dass Franziskus ungefähr 20 Jahre (sein Sterbedatum ist ja der 03.10.1226) nur noch für seinen Glauben lebte. Er verzichtete sogar auf das Erbe seines Vaters.
Bis jetzt habe ich viel geschrieben, aber eigentlich noch gar nichts über die Aufführung am letzten Sonnabend in der St.Matthäi-Kirche Leisnig. Das soll sich jetzt aber ändern. Die ca 100 oder 105 Minuten Franziskus - Rockpoem waren für mich wirklich spannend.
Gruß Kundi
RE: WunderbunTd & Jörg Simmat FRANZISKUS - Rockpoem 10.05.14 St. Matthäi - Kirche Leisnig
in Konzertberichte 2019 und älter 16.05.2014 17:45von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Teil 2 ist fertig:
Das ganze Theaterstück war von den Vorzeichen her sicher anspruchsvolle Kunst, aber es war trotzdem kurzweilig und unterhaltend. Das lag sicher auch daran, dass die 5 Monologe des Franziskus vom Schauspieler Jörg Simmat nicht in einem Stück runtergerasselt wurden, sondern durch die musikalischen Beiträge der Band WunderbunTd fein säuberlich getrennt wurden. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Auswahl der Songs sehr gekonnt gewählt war und jedes einzelne Lied die Spielszenen wirkungsvoll illustrierte. Gefühle wie beispielsweise Wut, Enttäuschung, Ratlosigkeit oder Zweifel wurden so perfekt und emotional nachvollziehbar ausgestaltet. Die Band nahm sich dabei sehr zurück und das meine ich vor allem optisch, denn die Musiker agierten die meiste Zeit im Hintergrund der Bühne. und durch einen schwarzen Gardinenvorhang vom Schauspieler getrennt.
Wenn wir schon bei der Bühne sind, möchte ich noch anmerken, dass Schauspieler Jörg Simmat die ganze Kirche als Plattform für das Schauspiel benutzte. Als er in der Rolle des Franziskus auf Wanderschaft ging, nutzte er den gesamten Kirchenraum als Landschaft. Der als Falkenszene titulierte Monolog spielte auf einem Berg auf den sich Franziskus für einen Zeitraum als Einsiedler und zum Fasten zurückzog. Nun gibt es in Kirchen bekanntlich auch keine Berge, aber oft Traversen oder Balkone. In Leisnig wurde also ein Balkon zum Berg, das hatte den Vorteil, dass die Zuschauer eigentlich auch mitspielen durften, denn sie mussten, um den Schauspieler bei seiner Rede beobachten zu können, etwas in die Höhe schauen, wie man es auch auf eine Bergspitze tut.
Mit den wenigen Requisiten gelang es dem Darsteller des Franziskus, Jörg Simmat, eindrucksvolle Bilder zu schaffen, die für mich oft schon Symbolcharakter hatten. Ich weiß nicht, ob da von vornherein immer Absicht dahinter steckte oder ob ich mit meiner Phantasie da etwas zu viel herein interpretiere. Ich fand es jedenfalls großartig, solche symbolträchtigen Bilder für mich zu erkennen. Beispielsweise kann das einzelne brennende Kerzenlicht (aus dem dann 2, 3, 4 Lichter wurden) aus der Anfangsszene auch symbolhaft für den Orden der Minderen Brüder (besser als Franziskaner-Orden bekannt) stehen. Auch Franziskus war am Anfang allein, Dann kamen nach und nach Gleichgesinnte zu ihm, erst 2, 3, 4 Brüder und dann immer mehr.
Das offene Feuer an welchem sich Franziskus wärmte, kann auch für den Glauben stehen, der Franziskus innere Wärme spendete. Die Szene in der Franziskus seine Brüder (dargestellt von den Musikern) mit Brot und Wasser bediente, erinnerte mich ein wenig an das letzte Abendmahl von Jesus mit seinen 12 Aposteln.
Aber die symbolträchtigste Szene überhaupt kam ziemlich am Ende der Vorstellung: Franziskus stützte sich auf den Grabstein von Rio Reiser und schlag damit offen sichtbar für alle eine tragfähige, verbindende Brücke vom 13.Jahrhundert ins 20./21. Jahrhundert, vom Gestern ins Heute und von sich zu König Rio.
Weil wir gerade bei den Grabsteinen sind, möchte ich gleich kurz erklären für welche realen Personen die 4 Grabsteine auf der Bühne stehen. Jeder Stein enthält als Inschrift einen Namen und das Sterbejahr: Die Namen waren nicht willkürlich ausgesucht, sondern hatten etwas mit dem Leben des Franziskus bzw. etwas mit diesem Rockpoem zu tun.
Stein Nummer 1 mit der Inschrift "Franziskus 1226" ist natürlich Franz von Assisi, dem "Titelhelden" des Rockpoems vorbehalten. Übrigens ist Franziskus die lateinische Form des deutschen Vornamens Franz. Der Heilige Franziskus ist einer der populärsten Heiligen der christlichen Welt und auch darüber hinaus.
Als sich Franz konsequent dem christlichen Glauben zuwendete, hatte er gar nicht die Absicht einen neuen christlichen Orden zu gründen. Er wollte eigentlich streng nach dem Vorbild von Jesus leben. Er wollte das Evangelium verkünden sowie in völliger Demut und Armut. Eine Kutte, eine Hose und einen Strick, der das alles zusammenhält, mehr wollte er nicht besitzen. Aber er wurde für andere Menschen zum positiven Vorbild und ihm schlossen sich immer mehr Gläubige an. Das führte dann zur Ordensgründung. Die Franziskaner waren bettelnde Mönche, die anfangs umherwanderten. Erst später gründeten sie Klöster. Franz von Assisi muss den Überlieferungen nach ein sehr charismatischer Mensch gewesen sein. Die Leute sollen sich immer sehr gefreut haben, wenn er in die Stadt kam. Man läutete sogar vor Freude die Kirchenglocken bei seinem Erscheinen. Seine tiefe Liebe zu Mensch, Natur und Umwelt war ihm auf Schritt und Tritt anzumerken.
"Klara 1253"lautete die Inschrift auf dem 02.Grabstein. Er verwies auf die heilige Klara von Assisi. Klara entstammte einem reichen Elternhaus und entschied sich ziemlich früh nach dem Vorbild des Franziskus in völliger Armut und Demut für den Glauben zu leben und das Evangelium zu verkünden. Sie gründete gemeinsam mit Franz von Assisi den Orden der Klarissen, der im Prinzip der weibliche Ableger der Franziskaner war Klara verfasste unter anderem die ersten Ordensregeln für weibliche Ordensmitglieder. Zeit seines Lebens war sie für Franziskus eine enge Freundin und Beraterin. Sie lagen in vielen Dingen auf einer Wellenlänge.
Der dritte Grabstein war dem im Jahre 1279 verstorbenen Franziskaner-Bruder Leo gewidmet. Er war Freund, Sekretär und Beichtvater von Franziskus. Da er den Rang eines Priesters bekleidete, stand er in der Kirchenhierarchie eigentlich eine Stufe über Franziskus, der ja nur Diakon war. Aber die Ordensbrüder vertrauten Franziskus als Anführer. Leo begleitete Franz Assisi auch, wenn er sich in die Einsiedelei begab und soll auch in der Nähe gewesen sein als am Körper des Franziskus die Kreuzigungsmale auftauchten. Wie beim gekreuzigten Jesus erschienen diese Wundmale an Händen, Füssen, an der Seite (von den Lanzenstichen) und auf der Stirn (von der Dornenkrone).
Bruder Leo pflegte Bruder Franziskus auch bei Krankheit. Er war also ganz nah dran am Gründer der Franziskaner. Leo ist mit dafür verantwortlich, dass viele Erinnerungen an Franz von Assisi nach dessen Ableben in den Klöstern aufgeschrieben und gesammelt wurden. Er war Mitautor der Dreigefährtenlegende und verfasste weitere Dokumente über seinen Ordensbruder Franz von Assisi.
Das vierte Friedhofsdenkmal war ganz schlicht mit Rio und der Jahreszahl 1996 beschriftet. Ich denke, über den Musiker Rio Reiser und auch meine Beziehung zu ihm muss ich hier gar nicht mehr viel schreiben. Das habe ich ja schon mehr als einmal getan.
Gruß Kundi
RE: WunderbunTd & Jörg Simmat FRANZISKUS - Rockpoem 10.05.14 St. Matthäi - Kirche Leisnig
in Konzertberichte 2019 und älter 17.05.2014 14:50von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Teil 3 meines bahnbrechenden, epochalen, dramatischen und wegweisenden Kurzberichtes ist jetzt fertig:
Mit der organisierten Kirche samt ihren Regeln und Verboten, war Rio Reiser bestimmt nicht auf einer Linie. Trotzdem beschäftigte er sich mit christlichen Werten und Vorstellungen. In einem Interview hat er auch mal darüber erzählt, dass er in der Bibel liest.
Christliche Themen oder Bezüge zur Religion tauchten auch in seinen Liedern immer wieder auf. Da fallen mir viele Beispiele ein. Sein letztes Studioalbum hieß "Himmel und Hölle". Diese beiden Begriffen kommt ja gerade im Christentum eine zentrale Bedeutung zu. Ich denke, dass brauche ich gar nicht ausführlich erläutern. Es wird außerdem deutlich, dass Franz von Assisi und Rio Reiser doch mehr verbindet, als wir zuvor gedacht haben.
Bei "Durch die Wüste" fühle ich mich irgendwie an die Geschichte von Moses und dem Volk Israel erinnert, die ja nach dem Auszug aus dem alten Ägypten auch durch die Wüste zogen. Obwohl es auch eine These gibt, die besagt, dass Rio sich durch Karl May und seinen Abenteuerroman "Durch die Wüste" inspirieren ließ. Beide Varianten haben ihren Charme.
In "Der Traum ist aus" beschreibt Rio sehr ausführlich wie er sich sein Paradies vorstellt.
Es gibt Songs die heißen "Arche B." oder "Jenseits von Eden", Wir kennen alle die Noah's Arche oder die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies( auch der Garten Eden genannt). Man kann manchmal den Eindruck gewinnen, dass Rio gerne mit biblischen Geschichten in seinen Texten "spielte". Das zeigt aber auch, dass er sich sehr intensiv mit der Bibel beschäftigt haben muss.
Im lange nach Rio's frühzeitigem Ableben veröffentlichten Lied "Geister" setzt er sich mit den Generationenkonflikt zwischen Eltern und Kindern speziell autoritären Erziehungsmethoden auseinander. Das tut er mit sehr deutlichen, meiner Meinung nach, sogar anklagenden Worten unter Verweis auf Gott, dem Himmel sowie dem Bild des Hirtens und seiner Schäfchen:
"Ihr seid nicht der liebe Gott, lebt nicht oben im Himmel,
sondern bei uns, auf der Erde,
ihr seid keine Hirten, wir sind keine Herde."
"Geister" ist übrigens ein Lied aus einer frühen Phase von TSS und war wohl Bestandteil eines Kinderprogramms. Einige der zuvor genannten Songs tauchten selbstverständlich auch bei diesem Rockpoem auf.
Jörg Simmat hat mir in der Rolle des Franziskus außerordentlich gut gefallen. Der in der Vogtlandstadt Plauen lebende Schauspieler hat den Franziskus wirklich "gelebt". Das kam alles sehr glaubhaft von der Bühne herunter. Mimik, Gestik und der variantenreiche Einsatz der Sprechstimme fügten sich bestens zusammen. Dieser Franz von Assisi war wirklich glaubhaft. Mir hat zum Beispiel eine Szene sehr gefallen, als er beim Bau der Kirche eine Maus entdeckte und lebend einfing. Da hat Franziskus diese Maus mit so einem kindlichen, unschuldigen Lächeln betrachtet, dass man seine Liebe auch zu diesem Geschöpf Gottes förmlich greifen konnte.
Oder die Szene, ich nenne sie jetzt mal Abendmahlszene, bei der er mit seinen Brüdern Brot und Wasser teilte, da spielte Jörg Simmat die Rolle auch wirklich so lebensecht, dass man immer mehr Sympathie für diesen Franziskus gewann. In dieser Szene sprach Franz von Asisi mit seinen Brüdern über sündiges Denken / Handeln wie Fleischeslust oder Habgier.
Übrigens hat Jörg Simmat auch mit Rio Reiser etwas gemeinsam: die Stadt Plauen. Jörg wohnt dort und Rio spielte dort im Malzhaus sein letztes öffentliches Konzert. Wer in dieser Veranstaltungsstätte schon war, wird in dem Raum in dem die Bar ist, vielleicht auch das Ankündigungsplakat gesehen haben. Ich jedenfalls habe es dort bei einer Mugge entdeckt. Es gibt auch eine Gedenktafel, die auf Rio's letztes Konzert hinweist. Außerdem kennt Simmat WunderbunTd, speziell Soldi und Jens, schon seit Ende der 80er Jahre und wer die beiden mit ihrer Begeisterung kennt, der kommt an Rio einfach nicht vorbei;-). Gemeinsam arbeiteten sie zum Beispiel schon am Rockdrama "Charon".
Wer manchmal TV schaut, hat Jörg Simmat vielleicht auch schon in verschiedenen Filmen gesehen. Zum Beispiel spielt er in dem Zweiteiler "Der Turm" in einer Nebenrolle einen Staatsbürgerkundelehrer. I n diesem Film wird ja die Geschichte einer Dresdner Familie bis zur Wende erzählt. Unlängst war er im TV-Film " Die Spiegel-Affäre" zu sehen. letztes Jahr wirkte er auch in der Familiensaga "Das Adlon" mit. Überrascht war ich als Jörg Simmat bei dem Rockpoem auch gesungen hat. Bei "Zauberland" haben jeweils Soldi, Jens und er einen Teil gesungen.
Während des Rockpoems wurden ja auch kirchliche Lieder gespielt. Ich erwähnte ja in diesem Bericht irgendwo auch schon den "Sonnengesang" der vom heiligen Franziskus höchtselbst geschrieben wurde. Damit diese Kirchenlieder auch gut klingen, hörte man bei WunderbunTd auch eine neue Gesangsstimme. Henrik Lommatzsch unterstützte die Band nämlich mit seinen Stimmbändern. Er zeichnet sich durch eine besonders klare und reine Gesangsstimme aus. WunderbunTd spielte ansonsten eigentlich die Lieder, die die Band immer spielt. "Da", "Der Traum ist aus", "Durch die Wüste", "Schritt für Schritt ins Paradies", "Träume (vergehen)" sind mir noch von dieser Vorstellung im Gedächtnis geblieben. Bei "Immer wieder" geriet ich beim Mitsingen in eine kleine Verständniskrise. Ich sang den ursprünglichen Text so für mich mit, musste aber feststellen, dass WuBu ja was völlig anderes sang. Für den "Franziskus" wurden die Strophen von Isolde Lommatzsch ja etwas umgedichtet. Wie immer spielte die rockige Kapelle mit viel Herzblut und musikalisch originell. Für mich war es aber irgendwie schwierig, die Band mit "angezogener Handbremse" zu sehen. Im Sinne des Rockpoems war es aber wohl genau richtig so.
Mein Empfehlung für euch: "Franziskus - Das Rockpoem" mit Jörg Simmat und WunderbunTd - Hingehen, Ansehen und anschließend, wenn nötig, mit mir darüber streiten.
Gruß Kundi
RE: WunderbunTd & Jörg Simmat FRANZISKUS - Rockpoem 10.05.14 St. Matthäi - Kirche Leisnig
in Konzertberichte 2019 und älter 17.05.2014 15:57von PMausM • | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte
Wir haben mit Spannung auf deine Zeilen gewartet. Mein Mann war als gläubiger Atheist insgesamt schon 8 Mal bei der Franziskus Aufführung und ich 6 Mal. Man entdeckt immer wieder was Neues.
Ich werde es nie vergessen, sie spielten den Franzsikus in der Trinitatis Ruine zum Evangelischen Kirchentag in DD.
Als Maria und Jörg die Szene mit dem Saxophon auf der Empore spielten, in der Franziskus zu den Vögeln spricht - kamen plötzlich jede Menge Falken angeflogen um umkreisten die Ruine. War nicht zu fassen.
Der Franziskus war ein Auftragswerk für den Evangelischen Kirchentag und sie haben es dann tatsächlich auch noch auf dem Katholischen Kirchentag gespielt. Auch dort gab es ein tolerantes Publikum und sie wurden gefeiert.
Danke Kundi, für die viele Mühe, die du dir gemacht hast. Es ist mal ein ganz aus der Art geschlagenes Musikerlebnis ( jedenfalls für uns) und wenn man sich vorher bissel informiert - gefällt es auch den nicht Gläubigen. Die Botschaft, die dort zu hören ist - die gehört einfach in alle Ohren ob Christen oder nicht.
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